Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 08. Apr 2016 · Musik

Der Ungewissheit vertrauend, jeden Moment emotional ausgestaltet – Die Jazzsängerin Filippa Gojo faszinierte mit einer bewundernswerten Ausdruckskraft

Einmal im Monat wird das vorarlberg museum zu einem Treffpunkt für Jazzbegeisterte. Der Einladung von Filippa Gojo folgten viele, denn die aus Bregenz stammende Sängerin hat mit ihrer sinnlichen und energiegeladenen Musik bereits eine Karriere gestartet und viel Anerkennung gefunden. Geerdet und ganz bei sich selbst, höchst originell mit Vokalisen und Wortdeutungen spielend und souverän als Duopartnerin mit dem holländischen Perkussionisten Antoine Duijkers, zog sie die Zuhörenden in ihren Bann.

Filippa Gojo geht als Jazzsängerin einen individuellen Weg. Wer sie einmal erlebt hat, vergisst die natürlich und sympathisch agierende Sängerin nicht so schnell wieder. Sie hat einen unverkrampften Zugang zur musikalischen Gestaltung, reduziert die Linien auf das Wesentliche und steigert genau damit die Intensität der Deutungen.

Spannung und Entspannung


Souverän führte die Jazzsängerin ihre Stimme und es war nachvollziehbar, dass sie eine besondere Freude daran findet, Vokalklänge zu modellieren. So formte Filippa Gojo facettenreich die Töne, brachte sie in tiefen Lagen sonor und in der Höhe spitzig, ausschweifend, grell und voller Leidenschaft zur Geltung. Wenn sie einem Text folgte, wie beispielsweise in „Do Mo trinkt bloach osom Bach“, interpretierte sie ihn sehr detailliert, kostete Stimmungen und Farben aus. Dazu nahm sich die Sängerin viel Zeit zur Ausgestaltung von Spannungsbögen.

Geteilte Linienführung


Sympathisch führte die Sängerin im ersten Set durch ihr Soloprogramm, das auf Liedern aus ihrer CD „Vertraum“ beruhte. Neben den Stimmungsbildern, die die Zuhörerinnen und Zuhörer in unterschiedliche Landschaften führte, ließ Filippa Gojo unter anderem in „Trusting the uncertainty“ und „My Water“ mit einer speziellen Linienführung aufhorchen. Sie sang und begleitete sich dabei selbst. Dies schaffte sie, indem sie gut proportionierte, geteilte Linienführungen ausgestaltete, wunderbar schattierend darbot und so die melodischen Linien verwebte.

Den Vorarlberger Dialekt machte sich Filippa Gojo mit Vergnügen zu nutze. Spielerisch achtete sie auf lautmalerische Facetten und setzte sie teilweise in einen rhythmischen Bezug zueinander. So artikulierte sie beispielsweise „Wer ku ka, ka ku“ wie ein rhythmisches Pattern und setzte es rappartig in Szene.

Originelle Begleiter


Filippa Gojos Freude an der musikalischen Gestaltung war in jedem einzelnen Lied miterlebbar. Schlicht und doch sehr wirkungsvoll ergänzte sie ihren Gesang mit einer Kalimba sowie einer Shrutibox. Die Kalimba, ein Daumenklavier, bot ihr begleitende Töne, die Shrutibox schuf mit Bordunklängen eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die originellen Spielarten und beziehungsreich eingesetzten musikalischen Ideen ließen die Musik nie ins Esoterische abgleiten.

Duopartner mit Esprit


Antoine Duijkers bereicherte das zweite Set mit seiner virtuosen Technik an den Perkussionsinstrumenten sowie Bodyperkussion und Gesang. Überdies wirkte seine Spielweise dynamisch und gespickt mit Humor. „Monologs“ setzte viele Energien frei. In diesem Stück war auch die intonationssichere Stimmführung von Filippa Gojo und Antoine Duijkers zu bestaunen. Viel gäbe es noch über musikalische Details und originelle Klangfarbenspiele zu berichten.

Auf die weitere Entwicklung von Filippa Gojo darf man sich freuen.