Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 01. Nov 2021 · Musik

Das Innenleben des Holzes nach außen gekehrt – Start der neuen Konzertreihe „Klang & Raum“ begeisterte auf allen Linien

Einen Volltreffer landeten Angelika und Martin Gallez, Bianca Riesner und Heidrun Wirth-Metzler mit der Gründung einer neuen Konzertreihe im Bregenzerwald. Unter dem Leitgedanken „Klang & Raum“ brachten sie Holz, Handwerk, ihre historischen Instrumente und Kammermusik in eine geistreiche Beziehung zueinander. Die Halle der Zimmerei von Hermann und Martin Nenning in Hittisau bot dafür einen idealen Raum und ein stimmiges Ambiente für Werke der Barockzeit und der Klassik. Zudem gaben Hermann Nenning und der Dendrochronologe Klaus Pfeifer unterhaltsame und informative Einblicke in die Kunst der Altersbestimmung von Holz.

Die Flötistin Angelika Gallez, der Pianist Martin Gallez, die Cellistin Bianca Riesner und die Fagottistin Heidrun Wirth-Metzler verbindet die Leidenschaft für historische Instrumente und Alte Musik sowie ein fundiertes Wissen über die Aufführungspraxis. Im Quartett suchen sie nach Werken, die für die ausgefallene Besetzung passend sind beziehungsweise adaptiert werden können. Überdies musizieren alle vier auf erlesenen historischen Instrumenten.
Ein ausgeprägter Sinn für das Zusammenwirken von Handwerkskunst, Kultur und Geschichtsbewusstsein prägt die Arbeit von Martin und Hermann Nenning in ihrer Zimmerei in Hittisau. Unter anderem bringen sie altes Holz mit neuem in Verbindung und schaffen damit exklusive Beziehungen. Zum Ausdruck kam dies mit einer Bühnenrückwand in Form einer Kassetten-Täfelung, die extra für das Kammerkonzert gefertigt wurde. Im humorvollen Gespräch mit Hermann Nenning bot der Dendrochronologe Klaus Pfeifer interessante Einblicke in seine Tätigkeit und in die Bestimmung des Alters von Holz und deren Qualitätsmerkmale. Aus den Abständen der Jahresringe und Vergleichen mit Wetter- und Klimaverhältnissen durch die Jahrhunderte liest er viel Interessantes.
Trotz aufschlussreicher Informationen und Erklärungen stand die Musik im Mittelpunkt des Abends. Einleitend erklang das Concerto in G-Dur von Johann David Heinichen. Klangsinnlich führten die Flöte, das Fagott und das Cello in Frage- und Antwortspielen durch die Themen, etwas im Hintergrund blieb dabei das Pianoforte. Motivische Imitationen bestimmten das lyrische Adagio, das die Musiker:innen in einem sprechenden Duktus ausdeuteten. Dabei kehrten sie das Innenleben der Tongebung der historischen Instrumente wunderbar nach außen.

Charakterstarke Werkdeutungen

Die Besetzung mit Flöte, Fagott, Violoncello und Hammerklavier setzt besonders durchdachte Stimmführungen voraus. Dies kam in Salvatore Lanzettis Sonate op. 2/3 gut zur Geltung, wo unter anderem schöne Registerfarben die Aufmerksamkeit auf sich lenkten.
Die musikalische Zeitreise von der Barockzeit über den Sturm und Drang bis zur italienischen Klassik führte auch zu Johann Christian Bach. Von ihm spielte Martin Gallez die 20 Variationen über die Aria „Ich schlief, da träumte mir“ für Pianoforte. In dieser Werkdeutung beeindruckte der Charakter des Hammerklaviers aus der Manufaktur ‚Walther‘ besonders. Die vielgestaltigen Variationen musizierte der Pianist in einer innigen Zwiesprache mit dem Instrument. Gebannt und höchst konzentriert hörte das Publikum zu.
Nach einem humorvollen Duett über Mozarts „Ein Mädchen oder Weibchen“ für Fagott und Violoncello in der Bearbeitung von Graham Sheen interpretierten Angelika Gallez, Heidrun Wirth-Metzler und Martin Gallez das Trio für Flöte, Fagott und Pianoforte, op. 13/2 des italienischen Komponisten Amadeo Rasetti, einem Zeitgenossen von W.A. Mozart. Die Musiker:innen interpretierten das Werk temperamentvoll. Amüsant kristallisierten sie die opernhaft gesetzten Themencharaktere heraus. Den Höhepunkt bildete der langsame Satz in Gestalt einer leidenschaftlichen Arie. Das abschließende Rondo Presto erklang als fröhlich lebendiger Tanz.