Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Silvia Thurner · 01. Aug 2017 · Musik

Bewegende Lieder und Geschichten – inspirierende Musik und Poesie mit Dalia Schaechter, Michael Köhlmeier, Gerhard Dierig und Jan Weigelt

Die Mezzosopranistin Dalia Schaechter betrat im Seestudio des Bregenzer Festspielhauses die Bühne und zog mit ihrer großen Ausstrahlung und Bühnenpräsenz die Zuhörenden ganz unmittelbar in ihren Bann. Sie und ihre Musikerkollegen Gerhard Dierig an der Bratsche und der Pianist Jan Weigelt hatten ein erlesenes Programm mit israelischen, sephardischen und jiddischen Liedern zusammengestellt. Dazu erzählte Michael Köhlmeier Geschichten über die Vorfahren des Moses und stellte zu Beginn die spannende Frage, warum Moses ausgerechnet aus dem Stamm Levi hervorgegangen sei. Die Erzählungen und die Lieder voller Poesie und Lebensweisheit ergänzten sich prima und lösten helle Begeisterung aus.

Musikalisch können die Programmgestalter für das Rahmenprogramm der Oper „Moses in Ägypten“ von Gioachino Rossini aus dem Vollen schöpfen. Denn vor allem die jüdische Musik mit all ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen hat eine Strahlkraft, die das Gefühl jeder und jedes Einzelnen unmittelbar anspricht. Die Mezzosopranistin Dalia Schaechter belebte die dargebotenen Lieder mit ihrem persönlichen Charme und verlieh ihnen eine große emotionale Aussagekraft. Besonders die Auswahl der Lieder sprach für sich, denn so wurden auch die unterschiedlichen musikalischen Stiltypen erlebbar: die leidenschaftliche Emotion und die Heimatgefühle in den israelischen Liedern, das spanische Flair mit orientalischem Kolorit in den sephardischen Liedern und die feinfühligen und zugleich besondere Anreize bietenden jiddischen Lieder.

Alle Darbietungen verkörperte Dalia Schaechter intensiv und authentisch, vor allem dann, wenn sie sich mit der Gitarre selbst begleitete. Unterstrichen wurde dieser Eindruck auch deshalb, weil die Sängerin und die Musiker auf ihre persönliche Ausdruckskraft vertrauten und ohne Tonanlage in einen direkten Kontakt mit den Zuhörenden traten.

Eine Sängerin mit herausragenden Musikern an ihrer Seite

Eine ideale Ergänzung zur Stimme der Mezzosopranistin bildete der Klang der Bratsche. Gerhard Dierig entfaltete seine Melodien in vollem Einklang und in einem kommunikativen Austausch mit der Sängerin. Aus sympathische Weise bezogen die beiden auch das Publikum mit ein, so dass die Barriere zwischen Bühne und Auditorium rasch überwunden war. Zuerst agierte der Pianist Jan Weigelt sensibel im Klanghintergrund. Er stützte die Harmonien der Gitarre und konturierte damit die Linien der Lieder auf ganz besondere Weise. Doch der Schalk des Musikers lenkte bald die Aufmerksamkeit auf sich, denn Jan Weigelt setzte immer wieder amüsante musikalische Akzente und ließ am Ende seinem Temperament freien Lauf.

Im Bann der Geschichten

Eine entspannte Atmosphäre hatte sich im Seestudio breit gemacht, als Michael Köhlmeier die Geschichte der Vorfahren des Moses erzählte. Kein Laut störte das konzentrierte Zuhören und die besondere Erzählkunst des Autors kam rasch zur Geltung. Er führte in die Lebenswelt von Jakob und seinem Sohn Josef, der als Vizekönig neben dem Pharao in Ägypten wirkte. Sodann tauchte das Publikum ein in die Geschichte des grausamen Pharao Malul. Mit den Erzählungen über Amram und Jochebed sowie deren Kinder Aaron, Mirjam und Moses schloss sich schließlich der Kreis hin zum Libretto der Oper „Moses in Ägypten“. Humorvoll streute Michael Köhlmeier kluge philosophische Gedanken ein und ließ mit Bemerkungen zu aktuellen Themen aus Politik und Gesellschaft aufhorchen.

In diesem stimmungsvollen Zusammenwirken zwischen der Sängerin und den Musikern sowie des Erzählers entwickelte sich ein Abend voller „Musik und Poesie“ mit außergewöhnlichen Künstlerinnen und Künstlern, die etwas zu sagen haben und von denen es Vieles zu erfahren gab.