Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 13. Dez 2013 · Musik

Barockes vorweihnachtliches Wohlbehagen – Das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ entschleunigte die Zeit mit guter Musik und feinsinnigem Ambiente

Ein stimmungsvolles Konzert bescherte das Barockorchester „Concerto Stella Matutina“ (CSM) seinen AbonnementInnen in der Kulturbühne AmBach. Herbert Walser hatte Musikstücke zusammengetragen, die schon vor mehr als 300 Jahren an fürstbischöflichen Höfen zelebriert worden sind. Den wenig bekannten Werken verlieh die Besetzung mit zwei Trompeten, Violine, Bratsche und Basso Continuo einen festlichen Glanz. Bemerkenswert war die Aufführungsform, die die MusikerInnen des CSM dem Konzert zugrunde legten. Indem sie die Kompositionen in zwei Sets direkt aneinander reihten, lösten sie die Werkcharaktere der einzelnen Stücke auf. Und weil weihnachtliche Musik bekanntlich nicht sonderlich komplex angelegt, sondern eher für das wohlige Gemüt bestimmt ist, stellte sich im Saal bald eine entspannte Atmosphäre ein.

Unter dem Leitgedanken „In dulci jubilo“ musizierten Silvia Schweinberger und Susanne Mattle (Violine), Lucas Schurig-Breuß und Julia Fassbender-Fiegl (Bratsche), Thomas Platzgummer (Cello), Barbara Fischer (Violone), Johannes Hämmerle (Orgel), Ulrik Gaston Larsen (Laute und Barockgitarre) sowie Herbert Walser-Breuß und Bernhard Lampert (Trompete) in schöner Übereinstimmung miteinander. Zu hören gab es Musik von hierzulande unbekannten Komponisten wie Romanus Weichlein und Alessandro Poglietti sowie Pavel Josef Vejvanovsky, ergänzt mit Sonatas von Johann Heinrich Schmelzer, Philipp Jakob Rittler und Heinrich Ignaz Franz Biber. Die Besetzung ermöglichte wirkungsvolle Farbwechsel zwischen den Trompeten und Streichern sowie der klangschönen Truhenorgel. Die Basso Continuo Gruppe bot dazu ein ausgeglichenes und kraftvolles Fundament.

Solistische Passagen der Konzertmeisterin Silvia Schweinberger zogen die Aufmerksamkeit auf sich. Darüber hinaus erklangen zahlreiche Streicherpassagen in Korrespondenz mit den Trompeten und entfalteten gut nachvollziehbare Frage- und Antwortspiele, Imitationen und Echowirkungen. Effektvolle Gesten mit aufsteigenden Klangtürmen setzten markige Akzente.

Weihnachten in der Musik


Neben Zitaten aus weihnachtlichten Chorälen gab die Werkauswahl des CSM auch Anlass darüber nachzudenken, was Weihnachten in der Musik bedeutet. Einige musikalische Anregungen für dieses Gedankenspiel beinhalteten die dargebotenen Kompositionen. Die Trompeten verliehen den festlichen Glanz, die dreiteiligen Rhythmen implizierten einen wiegenden und auch tänzerischen Grundcharakter. Dazu gab es pastorale Anklänge, Terzenseligkeiten und liedhafte, langsame Satzteile.

Besonders schön gestaltete das CSM die unterschiedlichen Lautstärkeverhältnisse und erreichte damit plastische Nah- und Fernverhältnisse. Sogar der Raum wurde miteinbezogen als Herbert Walser und Bernhard Lampert die ‚Fanfare’ der Konzertmeisterin ‚off the stage’ erwiderten.

Alte Zeiten im Kopf


Die dargebotenen Stücke sind als sogenannte Tafelmusiken entstanden. Doch dem ursprünglichen Aufführungscharakter wirkt der moderne, ritualisierte Konzertbetrieb unserer Tage entgegen. So musste man sich in die Atmosphäre von damals, mit feinen Getränken und Speisen hineinversetzen und so unterstützten die Darbietungen des Barockorchesters die Fantasie perfekt.  Einen krönenden Abschluss setzte der Choral „Wie schön leuchtet uns der Abendstern“ von Philipp Nicolai.

 

Das Konzert nachhören:
Sonntag, den 22. Dezember um 20:04 Uhr, Radio Vorarlberg, „Konzert am Sonntag“.