Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Ionian · 06. Apr 2012 · Musik

Ausgelassenes Abschiedskonzert - Trouble over Tokyo im Dornbirner Spielboden

Trouble over Tokyo wurde Toph Taylor zu eng, ein Korsett für seine künstlerische Freiheit. Er fühlte sich ein wenig wie im Hamsterrad oder in einer Maschinerie. Für ihn wurde es Zeit für etwas Neues. Wohin die Reise geht, weiß er selbst noch nicht genau. Aber er hat versprochen, wieder zu kommen mit etwas Neuem. Er trägt sein ehemaliges Künstlerego zu Grabe. Im Dornbirner Spielboden machte er das passenderweise in der Nacht auf Karfreitag. Nun heißt es wohl abzuwarten, ob seine Auferstehung auch biblische Ausmaße annehmen wird.

Toph Taylor ist ein herausragender Sänger und ein sympathischer Typ. Trouble over Tokyo wurde ursprünglich als Alternative Rock Band gestartet, doch schon während der Aufnahmen zum ersten Album hat sie sich aufgelöst. So entstand das Solo-Projekt des Sängers und Songwriters aus London. Die Biographie von Taylor ist eng mit Österreich verwoben. Eine kleine Tour und der Support des Radiosenders FM4 brachten vor sechs Jahren den Stein ins Rollen. Er spielte mit Musikern von Bands wie Velojet und Garish, veröffentlichte auf österreichischen Labels und lebt inzwischen in Wien. Nach dem Konzert gab er Autogramme am Merchandise Stand und setzte sich gemütlich in die Kantine. Ein Künstler ohne Allüren, den man persönlich kennenlernen konnte, wenn man wollte.

Elektronik und Stimmgewalt

Der Start des Konzerts war holprig. Technische Probleme machten der Crew zu schaffen. Aber Taylor reagierte freundlich und sympathisch, entschuldigte sich und machte einen Reboot seines Power Macs. Trouble over Tokyo läuft nicht ohne Strom. Indielectro wird es gern genannt. In der Bühnenmitte steht zwar ein Singer/Songwriter mit seiner Gitarre, doch rund um ihn eben auch ein Synthie, sein Computer, Effektgeräte, Mischpult und ein zweites Mikro für seine ausgefallenen Loops. Die One-Man-Show bekam zwar durch ein beigestelltes Schlagzeug den richtigen Kick. Das Herz der Songs war jedoch immer Taylors virtuose Stimme. Oft legte er sich selbst einen Chor mit bis zu vier Stimmen vor. Die Gäste konnten zusehen und zuhören, wie er eine Stimmlage nach der anderen durch den Looper schickte.

Zum Abschied ein Gruß

Das Feeling war ausgelassen. Die Besucher waren in Ferienstimmung, wohl wegen der Feiertage. Die Songs waren packend und tanzbar. Man liest oft, Taylor schaffe einen unmöglichen Spagat, vom einerseits melancholisch bedrückten Thom Yorke zum sexuell aufgeladenen Justin Timberlake. Den Leuten hat's so gut gefallen, dass sie sogar eine zweite Zugabe bekamen. Trouble over Tokyo wiederholten einen Song aus dem Set. Das hätten sie noch nie getan, versicherten sie auf der Bühne. Als dann jedoch das letzte Lied des letzten Konzertes tatsächlich fertig war, blieb vielen nur noch der Gang zum Merchandise Stand. Nicht umsonst, denn eine Special Edition der aktuellen Platte „The Hurricane“ kam mit einem schicken Buch daher. Außerdem war Taylor mitten in den Aufnahmen zu einem neuen Album, als er den Entschluss fasste, Trouble over Tokyo zu beenden. Aus diesem Material präsentierte er die finale EP „Simplify“. Ein Abschiedsgruß sozusagen.

Zurück auf Anfang

Ein Bericht über den Abend wäre unvollständig, würde man nicht auch die hervorragende Supportband erwähnen. Jules Attic hat sein Soloprojekt mit einer ausgezeichneten Liveband gut aufgestellt. Der Dachboden hat sozusagen einen Keller bekommen. Stimmungsvolle Schwere zieht sich durch die unaufdringlichen Songs. Das Ergebnis war ein überzeugendes und stilsicheres Konzert.