L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Walter Gasperi · 07. Apr 2012 · Film

Iron Sky

Eine Gruppe Nazis hat den Zweiten Weltkrieg überlebt und auf dem Mond eine Kolonie errichtet. Von dort wollen sie zur Invasion der Erde starten. – Die Ausgangsposition bietet Potential für eine trashige Komödie, doch Timo Vuorensola bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück, lässt es an Biss ebenso wie an Mut zu entschiedenem Trash vermissen. – Eine müde Angelegenheit.

Legenden, dass sich die Nazis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs an einen abgelegenen Ort zurückgezogen haben und von dort aus die Übernahme der Weltherrschaft planen, gibt es schon lange. Am bekanntesten ist der Mythos von einer Nazi-Station im antarktischen Neuschwabenland. Der Finne Timo Vuorensola lässt die Nachfahren von Hitlers Ideologie nun auf der dunklen Seite des Mondes an ihren finsteren Plänen arbeiten.
Jahrzehnte hatten sie dort ihre Ruhe, doch im Jahr 2018 schickt die US-Präsidentin im Rahmen ihrer Wahlkampagne unter dem Motto „Black to the Moon“ zwei schwarze Astronauten auf den Mond. Die Nazis fliegen auf, töten den einen Amerikaner, nehmen den anderen gefangen. Unter seiner Führung kehrt ein kleiner Erkundungstrupp auf die Erde zurück um einen Computer für das Raumschiff „Götterdämmerung“, mit dem die Nazis auf der Erde einfallen wollen, zu organisieren.

Wenig Witz, große Materialschlacht

In Details hat dieser teilweise über Spenden per Internet („Crowdfunding“) finanzierte Film durchaus Witz. Kurz auflachen kann man, wenn alle Kinder in der Nazi-Schule Siegfried und Brunhild heißen, wenn die Nazis auf der Erde auf Skinheads treffen, wenn „The Great Dictator“ verkürzt auf die „Globus“-Szene als Propagandafilm eingesetzt wird und versucht wird, den Afroamerikaner durch Albinisierer zu arisieren. Witz hat auch die Idee, die an Sarah Palin erinnernde US-Präsidentin Nazi-Ideen für ihre Wahlpropaganda übernehmen zu lassen und gelungen ist die Filmmusik der slowenischen Band Laibach, die sich an Wagner orientiert.
Doch es bleibt bei diesen einzelnen Momenten. Statt diese Aspekte konsequent zu vertiefen und auszuschlachten, huscht Vuorensola lieber weiter zur nächsten Szene. Viel Spektakel zu bieten und damit den Film am Laufen zu halten, scheint sein Motto.
Für einen Trash-Film legt der Finne dabei aber viel zu viel Wert auf seine Ausstattung. Zeigen will er, was man mit den 7,5 Millionen Euro Budget zustande gebracht hat. Staunen kann man so zwar über den Retro-Chic der gewaltigen Mondbasis mit ihren Zahnrädern, Ketten und einem riesigen Computer im Zentrum, doch diese technische Hochrüstung und Liebe zum großen Spektakel stört die sowieso schon arg zusammengeschusterte Handlung noch mehr.

Billiger Klamauk

Eine bissige Satire nicht nur auf Nazis, sondern mehr noch auf die heutige Politik hätte das werden können und müssen, hätte die Grenzen der policitical correctness hemmungslos und nicht nur ansatzweise überschreiten müssen, doch „Iron Sky“ lässt gerade diesen Biss vermissen, ist eben nicht die „pechschwarze, bitterböse Komödie“, die Produzent Oliver Damian vorschwebte, besitzt nie – wie von den Machern behauptet – „den Atem der Filme von Monty Python“, sondern ergeht sich lieber in harmlosen Anspielungen auf Vorbilder von „Metropolis“ über „Dr. Seltsam“ und „Clockwork Orange“ bis „Krieg der Welten“ und „Star Wars“.
Über billigen Klamauk kommt dieser Film kaum einmal hinaus und auch diesbezüglich wird kein Feuerwerk abgebrannt. Die Pointen tröpfeln bestenfalls, statt auf den Zuschauer einzuprasseln.