„Memory“ - neu in den Vorarlberger Kinos (Foto: Teorema)
Silvia Thurner · 26. Mär 2013 · Musik

Aufmunterung in einer fremd gewordenen Welt – ein abgerundetes Ganzes im Zusammenspiel von Chor, Ensemble, Tanz und Literatur

Die Chorgemeinschaft „cantori silvae“ unter der Leitung von Urban Aepli, das Streicherensemble mit Evelyn Fink, Irma-Maria Troy und Verena Jungwirth sowie der Organist Rudl Berchtel gestalteten zur Eröffnung der Saison in der Propstei St. Gerold eine musikalische Meditation. Interpretiert wurde der Kantatenzyklus „Membra Jesu nostri“ (BuxWV 75) von Dieterich Buxtehude. Eine besondere Note erhielt die Aufführung des komplexen Werkes durch die Tänzerin Veronika Larsen sowie die Lesung mit Gotthard Bilgeri, der Passagen aus Arno Geigers „Der alte König in seinem Exil“ las.

Dieterich Buxtehude schuf mit den sieben Kantaten eine plastisch ausgeformte Musik, die einzelne Körperpartien wie Füße, Knie, Hände, Seite, Brust, Herz und Gesicht des gekreuzigten Jesus versinnbildlichen. Eigentlich sind die barock ausgestalteten und affektgeladenen melodischen Linien solistisch konzipiert. Der Projektchor „cantori silvae“ nahm jedoch die große Herausforderung an und formte die einzelnen Arien im Kollektiv aus. Urban Aepli leitete die engagierten Chorsängerinnen mit einer ruhigen und klaren Diktion. So erklangen die „Chorarien" über weite Passagen gut ausbalanciert, allerdings stellten die Intonation und die hoch gesetzten Sopranpartien mitunter eine Hürde dar.

Instrumentalensemble bot Stütze


Bemerkenswert meisterte der Chor die kontrapunktisch geführten Linien. Dabei war der umsichtig agierende Organist Rudl Berchtel den ChorsängerInnen eine große Stütze. Bei ihm liefen die Fäden zusammen und er bot ein tragendes Fundament. Evelyn Fink und Irma-Maria Troy an den Violinen sowie Verena Jungwirth am Violoncello spielten die Instrumentalparts anschaulich, indem sie die Tonsymbole und musikalischen Sequenzen besonders betonten sowie mit Bedacht auf den Chor eingingen.

Reduktion auf das Wesentliche


Im Zusammenwirken aller Sängerinnen und der MusikerInnen entwickelte sich eine dynamisch gestaltete Werkdeutung. Veronika Larsen tanzte einige Passagen der körperhaft angelegten Musik. Ihre Aussagekraft lag vor allem in den reduzierten Mitteln, die sie verwendete, um damit genau auf das Wesentliche hinzuweisen.

Lebendiger Ausdruck


Das Konzerterlebnis wurde durch die Lesung mit Gotthard Bilgeri zu einem wirkungsvollen Ganzen abgerundet. Er las die Geschichte, die Arno Geiger von seinem Vater und sich selbst erzählt, mit einem schönen Ausdruck der Sprache, lebendig und unterhaltsam.