Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 13. Jul 2018 · Musik

Auf zu neuen Ufern – das Symphonieorchester Vorarlberg stellt den neuen Geschäftsführer vor

Sebastian Hazod (31), Kontrabassist und Kulturmanager aus Oberösterreich, wird im September 2018 Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg. Nachdem Thomas Heißbauer die künstlerische Leitung der Kulturvereinigung Salzburg übernimmt, wurde eine kurzfristige Ausschreibung dieser Funktion notwendig. Aus zahlreichen Bewerbungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum hat sich das Entscheidungsgremium einstimmig für Sebastian Hazod als neuen Geschäftsführer entschieden. Daneben ist das Orchester derzeit in der Sondierungsphase für einen neuen Chefdirigenten. Gerard Korsten dirigiert das SOV bekanntlich beim diesjährigen Festspielkonzert (vorerst) zum letzten Mal. Somit wird Sebastian Hazod wichtige Weichen für die Zukunft des Orchesters mitbestimmen. Im Gespräch mit Silvia Thurner erzählt der aktuell noch als Orchestermanager des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn tätige Sebastian Hazod von seinen Intentionen und Vorhaben für die Zukunft.

Was hat Sie dazu bewogen, sich als Geschäftsführer des Symphonieorchesters Vorarlberg zu bewerben?

Trotz meines noch nicht besonders fortgeschrittenen Alters habe ich mich schon lange mit klassischer Musik auseinandergesetzt, insbesondere dem Orchesterbetrieb - sowohl auf, als auch hinter der Bühne. Die Chance, sich auf eine verantwortliche Position in einem derart aktiven und mit großem Potential versehenen Orchester zu bewerben, konnte ich nicht vorbeiziehen lassen.

Kennen Sie Musikerinnen und Musikern aus Vorarlberg?

Als Orchestermusiker in Österreich hat man natürlich Kontakte auch nach Vorarlberg. Leider sind diese mit meinem Umstieg in die Organisation etwas dürftig geworden. Nun gilt es diese wieder aufzufrischen.

Sie sind Kontrabassist und waren im Bruckner Orchester und an der Bruckner Privat Universität tätig. Hatten bzw. haben Sie Kontakt zu Peter Herbert, der ja auch dort tätig ist?

An der Anton Bruckner Privat Universität habe ich einige Jahre studiert und im Bruckner Orchester Linz hatte ich die Möglichkeit, viele Substitutendienste zu spielen. Leider hatte ich nie die Gelegenheit Peter Herbert näher kennen zu lernen, aber er ist mir natürlich auf der Bühne und auf zahlreichen Aufnahmen als großer Musiker im Gedächtnis.

Ein Orchester mit einem ausgezeichneten Ruf

Sind sie musikalisch in der Klassik zuhause oder auch im Jazz und der Volksmusik?

Ich bin in erster Linie in der Klassik zuhause, wobei man als Musiker in Oberösterreich natürlich immer eine gewisse Portion Volksmusik mit bekommt.

In welcher Form haben Sie das Symphonieorchester Vorarlberg bisher wahrgenommen?

Als Student war ich vor vielen Jahren bei den Bregenzer Festspielen und konnte damals das Symphonieorchester Vorarlberg im Konzert mit Beethovens Eroica erleben. Ich war begeistert. Seither konnte ich das Orchester nicht mehr live hören und brenne nun darauf, das SOV im August zu sehen und hören.Darüber hinaus nimmt man das Orchester mittlerweile als einen sehr starken Namen aus Westösterreich wahr, mit guten, wohldurchdachten Programmen und seiner steten Präsenz bei den Bregenzer Festspielen. Hier gilt es nun fortzusetzen und den bisherigen Erfolgsweg weiter zu führen.

Das SOV arbeitet projektorientiert. Kennen Sie auch andere derartige „Orchestervereine“, die auf einem so hohen Niveau arbeiten?

In Österreich ist sicherlich als namhaftes Beispiel die Camerata Salzburg zu nennen, die zwar meist in wesentlich kleinerer Besetzung auf der Bühne steht, aber auch projektorientiert arbeitet.

Mit Musik unserer Zeit aufgewachsen

Welche Erfahrungen haben Sie mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts und welche Musikstile und Komponisten der Gegenwart liegen Ihnen nahe?

Familiär vorbelastet bin ich recht früh mit zeitgenössischer Musik in Berührung gekommen und erachte diese als wichtigen Bestandteil meines persönlichen Musikspektrums. Die Musik des 20. und 21. Jahrhundert ist für mich ein wesentlich zu weit gespannter Rahmen, um mich für Namen entscheiden zu können. Letztendlich geht es um die Erfahrung von guter Musik. Das ist zwar immer etwas subjektiv, kann in vielen Fällen dennoch mit objektiven Parametern begründet werden.

Sind Sie mit dem Gitarristen und Komponisten Michael Hazod verwandt?

Ja, er ist mein Vater. Und über die genannten Tätigkeiten hinaus ist er Geschäftsstellenleiter der IGNM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik) Oberösterreich.

Die Realisierbarkeit im Blick

In welche Richtung wollen Sie das SOV im Idealfall während den nächsten Jahren führen. Was sind vorerst ihre Prioritäten?

Nun, zunächst gilt es, sich ein genaues Bild zu machen. Dabei kann ich in großartiger Weise auf die Hilfe meines Vorgängers, Thomas Heißbauer, und des Präsidenten Manfred Schnetzer zählen. Ich habe natürlich den einen oder anderen konkreten Hintergedanken, es ist aber meines Erachtens noch viel zu früh, dies zu veröffentlichen.

Im Württembergischen Kammerorchester Heilbronn waren Sie neben der geschäftsführenden Intendantin Madelaine Landlinger im Orchestermanagement tätig. Welche Erfahrungen bringen Sie von ihrem derzeitigen Wirkbereich im Hinblick auf die Programmgestaltung mit?

Als wesentliche Erfahrung meiner bisherigen Stationen nehme ich mit, dass das Thema Programmgestaltung wesentlich mit der Realisierbarkeit in vielerlei Hinsicht zu tun hat. Ich freue mich sehr darauf, gemeinsam mit dem zukünftigen Chefdirigenten und dem Orchester neue, aufregende Programme zu gestalten.

Welchen Stellenwert wird die Musikvermittlung im Rahmen Ihrer Tätigkeit einnehmen?

Natürlich liegt uns Musikern das Thema am Herzen. Wir möchten doch immer Menschen für unser Tun begeistern. Wichtig ist mir, dass Musikvermittlung nicht nur auf eine spezifische Altersgruppe beschränkt ist, sondern über das ganze Spektrum verteilt sein soll. Musikvermittlung kann mit vielen Bereichen des SOVs verknüpft werden, Programmgestaltung, Vermittlungsprojekte, Marketing etc.

Die Organisation muss zum Alltag passen

Sie wissen, dass seit Jahren im Symphonieorchester eine Diskussion über eine Fixanstellung von Orchestermusikerinnen und -musikern läuft. Es ist schon klar, dass Sie noch keine konkreten Aussagen dazu tätigen möchten. Mich interessiert jedoch, Ihre allgemeine Einstellung zu diesem Thema. Wie zeitgemäß ist Ihrer Meinung nach ein projektorientiert agierendes Orchester und welche Potentiale sehen Sie darin?

Ich denke nicht, dass dies eine Frage von zeitgemäß ist oder nicht. Orchesterstrukturen sollen im Wesentlichen die Arbeitsrealitäten der Musiker und des Orchesters abbilden und nicht umgekehrt ein Gefäß sein, das erst gefüllt werden muss. Mancherorts - vor allem im englischsprachigen Bereich - geht der Trend immer mehr in die Richtung Projektorchester. Jedoch erachte ich die Finanzierungsstrukturen zum deutschsprachigen Raum als derart unterschiedlich, dass diese kaum als Vergleich herangezogen werden können. Für beide Formen liegen gute Gründe für und wider am Tisch. Letztendlich müssen diese zum Orchesteralltag passen.

Haben Sie vor, Ihren Lebensmittelpunkt nach Vorarlberg zu verlegen?

Ja, ich bin bereits auf der Suche nach einer Wohnung und über jede Hilfe dankbar.

Danke für das Gespräch.