Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Silvia Thurner · 30. Aug 2016 · Musik

Auf Sicherheit bedacht und emphatisch – Jörg Widmann und das Minetti Quartett hinterließen einen zweigeteilten Eindruck

Das Minetti Quartett und der Klarinettist Jörg Widmann widmeten sich im Rahmen der Schubertiade Schwarzenberg zwei der bekanntesten Werke der Kammermusikliteratur, den Klarinettenquintetten von Mozart und Brahms. Selbstverständlich waren die Erwartungen sehr hoch gesteckt und Interpretationsvergleiche drängten sich auf. Das Konzerterlebnis war schließlich zweigeteilt. Während Mozarts KV 581 enttäuschte, gelang die Darbietung des Brahmsquintetts op. 115 überzeugender.

Jörg Widmann ist sowohl als Klarinettist als auch als Komponist eine faszinierend vielseitige Künstlerpersönlichkeit. Als Kammermusikpartner des Minetti Quartetts agierte er kontaktfreudig und sehr bedacht auf den gegenseitigen musikalischen Austausch. Sein Klarinettenton erklang lupenrein, beweglich und ausgeglichen über die Tonhöhenregister hinweg. Erstaunlich war, dass die tiefen Lagen den so typisch erdigen Klang eher wenig entfalteten. Dadurch nahm der Klarinettenpart in Mozarts Quintett auch galante Züge an. In den Gesamtklang des Minetti Quartetts (Maria Ehmer, Anna Knopp, Milan Milojicic und Leonhard Roczek) fügte sich Widmanns Klarinettenton hervorragend. Auch das Streichquartett spielte mit hell schillernden Tonqualitäten, die sich eher in den höheren Lagen entfalteten.

Wenig couragiert

Für das Mozartquintett schienen diese klanglichen Voraussetzungen gut geeignet zu sein. Doch schon im Verlauf des ersten Satzes stellte sich heraus, dass die Musikerinnen und Musiker zu sehr auf Sicherheit bedacht musizierten. Überdies schienen sie wenig berührt von den Errungenschaften der historisch informierten Aufführungspraxis.
Die musikalische Anlage des Werkes ist ein Ausloten, eine Verschmelzung und auch eine Gegenüberstellung von heiteren, beschwingten Themen und sanften, in Moll eingefärbten melodischen Bögen. Die Unterschiede sind teilweise subtil angelegt. Genau in diesen Passagen hätte Mozarts Musik auch den Mut benötigt, die Themen ihrem Sprachcharakter entsprechend zu forcieren, so dass die Musik zu leben beginnt.

Leidenschaftlich bewegt

Johannes Brahms schien den Musikerinnen und Musikern besser zu liegen. Die Klangqualität sowie die verschlungenen Linienführungen, die harmonisch breit angelegten Bögen und die energiegeladen aus dem musikalischen Fluss heraus kristallisierten Motive und Themen modellierten die Musiker mit dynamisch aufgebauten Schüben, einer guten Pianokultur sowie spannenden Dehnungen und Stauchungen. Den Kern bildete das Adagio, in dem Jörg Widmen über einem feinsinnig verwobenem Klanggrund die rhapsodische Klarinettenstimme ausformte. Im Finalsatz wurde das auskomponierte Decrescendo vielgestaltig entfaltet.