Ethan Coen hat seinen ersten Spielfilm als Soloregisseur gedreht: „Drive-Away Dolls“. (Foto: Focus Features)
Silvia Thurner · 15. Okt 2021 · Musik

Antonio Vivaldi zur Eröffnung der Bregenzer Meisterkonzerte – Fabio Biondi und „Europa Galante“ musizierten unter nicht idealen Bedingungen

Die aktuelle Saison der Bregenzer Meisterkonzerte eröffnete der Geiger Fabio Biondi mit seinem Orchester „Europa Galante“. Bei ihrem Auftritt im großen Saal des Bregenzer Festspielhauses stellten der 60-jährige Primgeiger und seine Kolleg:innen den Venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi mit zwei Konzertouvertüren, einem Streichkonzert sowie vier Violinkonzerten in den Mittelpunkt. Die Konzentration auf lediglich einen Komponisten, die reine Streicherbesetzung mit Cembalo und Laute und insbesondere die für die Aufführung von Barockmusik nicht besonders geeignete Raumakustik im großen Saal des Bregenzer Festspielhauses ließen Wünsche offen.

Fabio Biondi hat sich seit den 1990er Jahren mit der Gründung des Orchesters „Europa Galante“ und seinem individuellen Zugang zur Aufführung Alter Musik, dem lebendigen Musizieren auf historischen Instrumenten sowie preisgekrönten CD-Einspielungen einen hervorragenden Namen gemacht.
Die Qualitäten des Ensembles, das genau aufeinander hörend und konzentriert musizierte, kamen beim ersten Meisterkonzert der Saison zur Geltung, allerdings mit einigen Abstrichen. Denn gleich zu Beginn zeigte sich, dass die Musiker:innen mit der Raumakustik im großen Saal kein Leichtes haben werden. Die Barockmusik lebt von klaren Konturen, ausgeprägten Lautstärkekontrasten und den differenziert leuchtenden Klangfarben der zusammenklingenden Töne, die in einer tragenden Akustik unmittelbar transportiert werden sollten.
Mit Schwung und homogenem Klang artikulierte das Streichensemble, bestehend aus sechs Violinen, zwei Bratschen, zwei Violoncelli, Violone, Laute und Cembalo sowie dem Primarius Fabio Biondi die Ouverture zu „Dorilla in Tempe“ (RV 709) von Antonio Vivaldi und verliehen dem Werk Kontur. Farbenreich gestaltete „Europa Galante“ auch die Sinfonia aus „Ercole sul Termodonte“. Vor allem die harmonischen Farben lenkten die Aufmerksamkeit auf sich, die betonten Leittöne unterstrichen den mittelsamen Charakter des Werkes.
Das Streichkonzert in g-Moll (RV 152) entfalteten die Musiker:innen aus einem spannungsgeladenen Piano heraus, in dem vor allem die dynamischen Kontraste wirken konnten. Während die Balance im langsamen Mittelteil nicht ideal war, lenkten die exakten Einsätze und die transparent geführten Durchgänge im Finale die Aufmerksamkeit auf sich.

Poesievolle langsame Abschnitte

Antonio Vivaldis Violinkonzerte RV 189, RV 286, RV 371 und RV 390 präsentierte „Europa Galante“ mit Fabio Biondi als Solisten. Markante Striche verliehen den Hauptthemen Profil und die mit vielen Verzierungen ausstraffierten melodischen Linien gestaltete der Solist konturiert aus. Überdies setzte er die Zieltöne auffallend in Szene. Trotz bewundernswerter Virtuosität sprang jedoch der Funke nicht so recht über. Ein Grund dafür mag auch darin gelegen sein, dass in den rasend schnellen Passagen und in den hohen Lagen die Intonation des Solisten nicht optimal war.
Die Qualitäten der Werkdeutungen lagen eher in den langsamen Sätzen, die Fabio Biondi intensiv und emphatisch auf seinem Instrument entfaltete. Oftmals pausierte dabei die Continuogruppe, so dass der Gesamtklang ätherisch und leicht wirkte. Besonders in Erinnerung blieben die fallende Geste mit schönen Gewichtungen im Larghetto des B-Dur Konzertes (RV 371) sowie die intensive Ausgestaltung des elegischen Largos im Konzert in F-Dur (RV 286) und das Larghetto aus dem h-Moll Konzert (RV 390).