Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 05. Nov 2010 · Musik

Abwechslungsreiches Panorama mit vier individuellen GesangskünstlerInnen - MOSS aus New York gab im Rahmen der Jazz& Reihe ihr Europadebüt

Hinter dem kryptischen Bandnamen MOSS stehen die Sänger Theo Bleckmann, Peter Eldridge sowie die Sängerinnen Lauren Kinhan und Kate McGarry, die sich musikalisch bestens verstehen und auf ihre eigene Weise Vokalmusik machen. Die Lieder des Vokalquartetts, unterstützt von einem ausgezeichneten Trio mit Gitarre, Bass und Drums, lassen sich schwer in Kategorien fassen. Ihre Musik ist spontan, lebendig, aus dem Leben gegriffen, also beste Unterhaltung auf hohem Niveau.

Von Beginn an war klar, dass in der Band MOSS vier Vokalisten mit ganz unterschiedlichem stilistischen Background und gesangstechnischen Raffinessen zusammen gefunden haben. Während Peter Eldridge und Lauren Kinhan eher zur Singer/Songwriter-Szene zählen und lyrische Songs zum Programm beisteuerten, wirkte Kate McGarrys Stimme erdig und kraftvoll. Vor allem Soul und Lieder mit ethnischen Anklängen stammten aus ihrer Feder. Theo Bleckmanns Hintergrund ist unter anderem im experimentellen Gesang und in der zeitgenössischen Musik zu finden. Vielgestaltig loteten die vier Musiker mit ihren Eigenkompositionen Gemeinsamkeiten und Eigenarten aus.

Spaß an der Sache

Dabei verzichteten sie sympathischerweise auf Eitelkeiten. Das zeigte sich auch darin, dass einige der präsentierten Songs im Kollektiv entstanden sind. Bei vielen Nummern wurden die melodischen Haupt- und Nebenlinien raffiniert ausgestaltet und durchkomponiert. Darüber hinaus verlieh die durchdachte Art der Wechselgesänge den Liedern Volumen und erlaubte effektvolle Steigerungen. Das Einverständnis zwischen den Sängerinnen und Sängern war während der Darbietungen stets offenkundig. Immer dann, wenn eine Stimme besonders in den Vordergrund trat, nahmen sich die anderen zurück. Auf diese Weise wirkten die Lieder insgesamt in sich abgerundet und vielfarbig.
Popsongs und Arrangements erweiterten das Spektrum des unterhaltsamen Konzertes, das nicht zuletzt durch die vielseitige Programmzusammenstellung anregend war. Ihre unterschiedlichen stilistischen Zugänge setzten die Künstler gut in Szene. So folgten der Spannung wieder entspannende Nummern und die Lyrics erhielten einen angemessenen Raum.

Wenig Experimentelles

Theo Beckmann war der einzige der Gruppe, der auch vokal experimentelle Nummern einbrachte. Genau diese Stücke bildeten für mich die Höhepunkte des Abends, obwohl der Einsatz der Electronics und die zugespielten Samples die musikalische Aussage teilweise etwas verwässerten. Die auf minimalistischen Patterns beruhende Musik vermittelte einen schwebenden Charakter. Beeindruckend wirkten vor allem ineinander verzahnte Passagen, in denen einzelne Tonfragmente virtuos verflochten wurden.

Souveräne Zurückhaltung

Begleitet wurden die SängerInnen von einem Trio, das sich dezent im Hintergrund hielt, jedoch gerade dadurch auf sich aufmerksam machte. Der sparsame Einsatz von Akzenten, die Keith Ganz mit seiner Gitarre setzte, hatte eine große Bedeutung. Ebenso überzeugend agierte der Bassist Kermit Driscoll. John Hollenbeck an den Drums spielte im zweiten Set ein Solo, in dem er mit Verlangsamungen und Beschleunigungen spielte sowie rhythmische Patterns wirkungsvoll transformierte.