Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Bader · 25. Mär 2012 · Musik

Abend der Klang-Ästheten

Für Begeisterung sorgte am Samstag im Rahmen der Reihe Jazz& im gut besuchten Dornbirner Spielboden das Ulrich Drechsler Trio feat. Efrat Alony.

„Beyond words“ heißt die aktuelle CD, die der in Wien lebende deutsche Bassklarinettist Ulrich Drechsler am vergangenen Samstagabend im gut besuchten Spielboden dem begeisterten Publikum vorstellte. Und wirklich: Der Titel ist Programm. Das Gehörte ging über bloße Worte hinaus. Weit hinaus.

... einfach nur gute Musik schreiben

Mit großer Leidenschaft und Spielfreude wurden in zwei kurzweiligen Sets komplexe Kompositionen mit Tiefgang dargebracht, die durch ihre Klarheit und Schönheit berührten und in der reduzierten, intimen Trio-Besetzung überzeugten. Eine Musik, die als Jazz bezeichnet werden kann, wenn man den Jazz als das begreift, was er ist: eine Kunstform, die durchlässig ist für viele Einflüsse. Eine Etikette für seine neuen Kompositionen zu finden, fiel Drechsler deshalb im Gespräch mit dem Rezensenten schwer. Stilistische Zuordnungen lehne er ab, er höre viel Musik, auch arabische, persische, er wolle einfach nur gute Musik schreiben; Musik, die den Menschen gefalle. Das ist ein Anliegen, dem der sympathische Deutsche nur zu gut gerecht wird.

Perfekte Mitmusiker: Benny Omerzell und Wolfgang Rainer

Drechsler bewies aber nicht nur einmal mehr kompositorische Kompetenz der Auftritt  mit seinem Cello-Quartett vor nicht einmal einem Jahr im Spielboden ist einem noch in bester Erinnerung , sondern auch Gespür in der Auswahl seiner Mitmusiker. Ein Glücksgriff ist dabei der 27-jährige Vorarlberger Pianist Benny Omerzell. Still und bescheiden im Auftreten hat er alles, was einen guten Jazz-Pianisten ausmacht. Als Sideman sorgte er mit seinem durchdachten und gefühlvollen Comping für den harmonischen und rhythmischen Teppich, als Solist stellte er sich nicht nur als feinsinniger Lyriker vor, der mit virtuoser Technik in der Lage ist, geschmeidige perlende Läufe zu realisieren, sondern auch als Pianist, der mit mächtiger Pranke zugreifen kann. Dies etwa bei der Eröffnungsnummer „The human glow“. Der Tiroler Schlagzeuger Wolfgang Rainer feuerte energievolle Rhythmen ab, die nicht selten den Kontrapunkt zu den schönen Melodiebögen bildeten, die der Bandleader auf seiner Bassklarinette entwarf. Lange, hohe sehnsüchtige Töne hörte man als Zieltöne vieler wunderschöner Phrasen. Der einer ausgeklügelten Dramaturgie verpflichtete Aufbau vieler Nummern entwickelte in seiner Dynamik einen Sog, dem man sich nicht entziehen konnte. Fordernd anschwellend vom Pianissimo bis zur druckvollen lauten Ekstase.

Efrat Alony vervollständigt Idealbesetzung

Entziehen konnte man sich auch nicht der Gesangskunst der israelischen Sängerin Efrat Alony, die als Gastmusikerin die Idealbesetzung vervollständigte. Die 36-jährige Vokalistin verfügt nicht nur über eine klanglich gute Stimme, sondern auch über eine Range von drei Oktaven, mit der sie wohl die gesamte Jazz-Literatur abdecken kann. Eine Stimme mit Volumen, die eine sensible Mikrofontechnik erfordert: Oft genug hielt Alony das Mikro auf Bauchhöhe und überstrahlte trotzdem mühelos die Bandetwa beim Titel „A twinkle in the twilight“.

Immer wieder heftiger Applaus für ein Dream-Team aus Klang-Ästheten.

Zwei Zugaben.