„Memory“ - neu in den Vorarlberger Kinos (Foto: Teorema)
Peter Füssl · 08. Mai 2015 · Musik

„Sympathisch geiles Dornbirn“ – 650 „Wandalen“ rockten mit Wanda den Spielboden

Österreichs Rock-Pop-Bands sind im Aufwind: von Kreisky bis Ja, Panik, von Bilderbuch bis Wanda. So dürfte (in umgekehrter Reihenfolge) der Stellenwert auf der Beliebtheitsskala aussehen. „Eine sympathisch, geile Band“ – um das Dornbirn-Kompliment von Frontman Marco Michael Wanda etwas modifiziert zurückzugeben. Seit einem Jahr und dem italophilen Debutalbum „Amore“ gewinnen sie Preise en masse, sind sie die Darlings des deutschsprachigen Musikfeuilletons und – was nicht immer parallel dazu laufen muss, es in diesem Fall aber tut – auch jene des Publikums. Dementsprechend locker und euphorisch war die Stimmung am restlos ausverkauften Dornbirner Spielboden.

Geradliniger Rock als Grundgerüst, kleine Ausflüge ins Psychedelische, eine Prise Falco (die allerdings bedeutend unauffälliger ausfällt als bei den Kollegen von Bilderbuch), ein paar Austro-Pop-Anklänge und Melodien, die sich rasch in die Gehörgänge fressen und mitsingen lassen. Songs wie „Bologna“, „Schickt mir die Post“ oder „Auseinandergehen ist schwer“ haben einen hohen Wiedererkennungswert, diese Mischung fährt aber auch ganz schön in die Beine, wie sich am Spielboden zeigte, wo die Fans vor der Bühne ordentlich Bewegung machten.

Marco Michael Wanda hat drei Viertel der Songs allein und den Rest in Kooperationen geschrieben, ist mit seiner ausdrucksstarken Stimme das showmäßige Epizentrum, verfügt über eine ordentliche Portion Charisma und versteht es, mit dem Publikum zu kommunizieren, die Leute mitzureißen. Drummer Lukas Hasitschka legt eine felsenfeste rhythmische Basis, perfekt assistiert vom extrovertierten Bassisten Ray Weber, Keyboarder Christian Hummer steuert jede Menge Sounds bei, zum Teil auch mit Reibungsflächen, die verhindern, dass melodiös Eingängiges ins Beliebige abdriftet. Und last but not least gibt Manuel Christoph Poppe, der seine Gitarre effektvoll rocken und ab und an auch mal ins Psychedelische schweifen lässt, in seiner stoischen Lässigkeit den exzellenten Gegenpol zum quirligen Sänger.

Wanda, 2012 gegründet und nach der prominenten Wiener Zuhälterin der 1970er Jahre Wanda Kuchwalek benannt, haben Witz und Charme, nichts allzu Verkopftes, aber auch nichts allzu Banales. Da ist Platz für Schmäh und für Pathos, und political correctness ist nicht ihr Ding, wenn es um Themen wie Inzest, Lust, Alkohol, Liebesleid oder Todessehnsucht geht. Alles zielt auf erfrischend leidenschaftliche Weise auf den Bauch ab, ohne den Verstand zu beleidigen. Sie drehen die Schraube der Rock-Entwicklung zwar keine Umdrehung weiter, aber sie sind die richtige Band zur richtigen Zeit am richtigen Ort (nicht nur in Wien, wie die vollen Terminkalender beweisen) und basteln bereits am Nachfolgealbum. Und sie lieben The Doors, Rio Reiser und The Clash – was hoffen lässt, dass Wanda mehr als nur ein Hype sind!

Wer sie am Spielboden versäumt hat, bekommt noch eine Chance:
Am 16.7. rocken Wanda die poolbar in Feldkirch!