Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Peter Füssl · 16. Mär 2023 · CD-Tipp

Malte Viefs Kammer: III

Dreihundertsieben Saiten werden auf virtuose und höchst einfallsreiche Weise in Schwingungen versetzt, gezupft, geschlagen und gestrichen, um den zwölf zwischen zwei und fünf Minuten langen Kompositionen Malte Viefs Leben einzuhauchen.

Allein schon der 42-jährige, in Leipzig lebende Gitarrist spielt auf sieben unterschiedlichen Instrumenten – darunter eine Baritongitarre und die eher selten zu hörende, vom Klang her harfenähnlich klingende, zehnsaitige Aliquotgitarre. Vief ist ebenso klassisch ausgebildet wie Cellist Matthias Hübner, Pianist Clemens Christian Poetzsch, Kontrabassist Martin Siebach, Thomas Fleck und Florian Mayer an den Geigen und Jochen Roß an der Mandoline. Malte Viefs Kammer nennt sich dieses Genregrenzen sprengende Ensemble, dessen Musik das ganze Spannungsfeld zwischen leisen, melancholischen, höchst sensiblen und enorm wuchtigen Passagen abdeckt – oftmals auch innerhalb eines einzigen Stückes. Immer hoch emotional, aber stets geschmackvoll, nie übertrieben. Ganz großes Kino im besten Sinne – und alles rein akustisch generiert, ohne elektronische Gimmicks. Vief ließ sich beim Komponieren von den großen Themen des Lebens inspirieren, von der „Geburt“ bis zum „Tod“, um gleich auch zwei Titel zu nennen. Eingängige Melodien, wundervolle Harmonien, starke Hooks, die eine hypnotische Wirkung entfalten, die einen im Sog mitreißen bis ins dramatisch rockende Epizentrum, das sich schließlich wieder in ruhigeren Linien auflöst. Alles klingt irgendwie klassisch, verblüfft dann aber doch mit Twist und Turns. Vom Klang her besonders experimentierfreudig und voller explosiver Kraft ist „Reset“, auf das ein Zyklus von vier Kinderliedern folgt, in denen Vief Melodiefragmente verarbeitet hat, die seit seiner Kindheit und Jugend in seinem Kopf herumspuken. Die Ergebnisse klingen freilich sehr erwachsen und fügen sich atmosphärisch nahtlos in die perfekt, mit viel Herzblut musizierte, mal leicht köchelnde, oft aber mitreißend brodelnde Soundküche ein. „III“ ist der krönende Abschluss einer Albumtrilogie von Malte Viefs Kammer, den man selbstverständlich auch genießen kann, ohne die Vorgängeralben zu kennen. Auch Einaudi-Fans sollten vielleicht mal ein Ohr wagen.

(Supermusic/Recordjet)