Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Annette Raschner · 28. Apr 2017 · Literatur

Oscar Sandner - der erste moderne Autor in Vorarlberg

Mit Oscar Sandner feiert heuer eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Vorarlberger Kulturlebens seinen 90. Geburtstag. In einer Veranstaltung im Foyer des Theaters am Kornmarkt würdigte das Franz-Michael-Felder-Archiv kürzlich das vielfältige Werk und Wirken des Grandseigneurs und Doyens der zeitgenössischen Literatur in Vorarlberg.

Zwischen 1955 und 98 prägte der 1927 in der Bregenzer Oberstadt geborene Sohn eines Gitarrenbauers böhmischer Herkunft als Kulturamtsleiter von Bregenz das kulturelle Leben der Landeshauptstadt wie kein anderer. Oscar Sandner war es, der mit großen Sommerausstellungen etwa über Oskar Kokoschka, Angelika Kauffmann, die englische Kunst der Gegenwart oder Götter und Römer die moderne und internationale Kunst nach Bregenz brachte. Er etablierte den Jazz in Vorarlberg, war Mitbegründer der Gruppe Vorarlberger Kulturproduzenten, sowie Organisator der Bregenzer Randspiele (1972-74).

"Zusammenbruch des Föhns"

Als Schriftsteller verfasste er Gedichte, Theaterstücke, Hörspiele, Essays und einen Roman, der - wie Felderarchivleiterin Ulrike Längle verriet - 1973 begonnen wurde und nun - nach mehr als vier Jahrzehnten (!) - seinen Abschluss gefunden hat: "Zusammenbruch des Föhns" (ursprünglich: "Das Leben ist hart in den Bergen"). Ein opulenter Roman mit kriminalistischen Elementen, bei dem die Antike, insbesondere die Etrusker, eine ebenso große Rolle spielen wie die Berge. Ein Kapitel daraus präsentierte Oscar Sandner bei seiner Lesung im Theater am Kornmarkt.

 "Vierzig bis fünfzig Archivboxen voll mit Papier"

Seit kurzem ist das Franz-Michael-Felder-Archiv im Besitz des umfangreichen Vorlasses von Oscar Sandner. Jürgen Thaler sprach von langen Vorarbeiten in Zusammenarbeit mit Oscar Sandner und dessen Tochter Isabel. Der Vorlass bestehe aus "vierzig bis fünfzig Archivboxen voll mit Papier", die die Modernität eines Dichters widerspiegelten, der dem permanenten Schaffensprozess stets mehr Bedeutung beigemessen habe als der ständigen Publikation. Gerade an seinen Gedichten hat der Schriftsteller über die Jahrzehnte hinweg immer wieder gefeilt. "Das hat mit meinem Vollkommenheitswahn zu tun“,  meinte ein bestens gelaunter Oscar Sandner.

 Bei der reich besuchten Lesung wurden unter anderem auch einzelne Schätze aus dem Archiv wie alte Fotografien, sowie ein Auszug aus dem vom ORF-Landesstudio im Jahre 1971 produzierten Hörspiel "Sulla gegen Sulla" mit Peter Simonischek präsentiert.