Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Christina Porod · 10. Dez 2012 · Kleinkunst, Kabarett

Uta Köbernick und Gunkl – mal einzeln, mal miteinander, mal füreinander

„Vater zum Sohn: Schlag dir das aus dem Kopf! Sohn antwortet: Ja! Und erliegt seinen Kopfverletzungen.“ Mit diesem „narrativen Schuss“ startet Uta Köbernick, Gunkls „Schwester im Geiste“, am gestrigen Sonntagabend in die gemeinsame Show im Kammgarn in Hard.

In ihrem Programm „Sonnenschein und Welt“ fügen sich die Berliner Liedermacherin und der österreichische Kabarettist Günther Paal, alias Gunkl, zu einem harmonischen und wohlklingenden Ganzen zusammen: Die Multiinstrumentalistin mit ihren wehmütigen Gitarrenklängen, verbunden mit feinsinnigen humoristischen, oft lakonischen Texten und Aphorismen, wechselt sich zunächst mit Gunkls minutenlangen, ohne Punkt und Komma, mit Termini, wie Glossolalie gespickten Erläuterungen ab. Scheinbar ohne Atempause montiert er in seine Rahmenhandlung die Erklärung der Fachausdrücke: Dies jedoch nicht im trockenen Duden-Deutsch, sondern mit einer eingeschmiegten amüsanten Binnenerzählung.

Ausgleichender Rhythmus

Im Anschluss an Gunkls schwungvoll enthusiastische Auseinandersetzungen mit der Relativitätstheorie, der Multiversum-Theorie, der Kirche oder dem Unterschied zwischen Mensch und Tier meldet sich die Trägerin des Deutschen Kleinkunstpreises 2009 immer wieder mit, „Dann sag ich auch mal was.“ zu Wort. Sie bringt Sentenzen oder Wortspielereien wie, „Wenn du lange genug suchst, weißt du irgendwann wonach“ oder „Nazis raus, sehr gerne, aber wohin? Nach Lummerland? Was würde Jim Knopf dazu sagen?“ oder „Es ist ein großes Vergehen, sagt die Zeit.“. Eine letzte noch: „Wegschauen hilft nichts, da sieht’s auch nicht besser aus.“ Anschließend singt sie und bricht abrupt ab, ohne dass dies vom Zuseher erwartet worden wäre, lächelt verschmitzt, um dann ihrem Kollegen die Bühne zu überlassen. Der nach eigener Aussage knapp am Autismus Vorbeigeschrammte liefert noch die Erklärung, weshalb man so gern Weihnachtsmusik mit falsch singenden Kindern hört. Die Antwort ist so simpel wie überzeugend: „Wer nichts kann, kann nicht böse sein.“

Harmonie

Dass sich die zwei Künstler mögen, ihre doch recht unterschiedliche Arbeit schätzen, ist ausnahmslos zu beobachten. Sie lassen einander die Bühne und stehen sich bei. Beide haben Instrumente mitgebracht: Sie eine Gitarre, eine Geige sowie eine Ukulele und er den Bass mit denen sie sich ab und an musikalisch zur Seite stehen. Gemeinsame Themen haben sie zusammengeführt. Einerseits ihr Interesse an Sprache, andererseits Fragen nach dem Unterschied zwischen Tapferkeit und Mut. Gunkl: „Tapfer ist, das Unvermeidliche ohne Jammern durchzustehen, Mut ist, sich dem Vermeidlichen zu stellen.“

Abschluss mit Highlights

Zum Abschluss des abwechslungsreichen mit Hintersinn und - im besten Sinne des Wortes - Blödsinn gespickten Abends zeigen Uta Köbernick und Gunkl nochmals einen Höhepunkt: Gunkl spielt am Bass und singt mit seiner kraftvollen, bärig-raumfüllenden Stimme das Lied „Melancholie“, begleitet von Uta Köbernick mit der Geige. Auch ohne Zugabe-Rufe aus dem Publikum geben sie, zur Freude aller, noch einige Schüttelreime im Wechsel zum Besten, bevor sie endgültig die Bühne und ein begeistertes Publikum hinter sich lassen.