Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Christina Porod · 09. Mai 2014 · Kleinkunst, Kabarett

Schwungvoll, kreativ und witzig - Ennio Marchetto beim Seelax-Festival im Freudenhaus in Bregenz

Was hat Udo Lindenberg mit Biene Maja zu tun, Marilyn Monroe mit der Mona Lisa oder Albert Einstein mit Justin Biber? - Außer ihrem Bekanntheitsgrad auf den ersten Blick nicht viel. Der Verwandlungskünstler Ennio Marchetto macht sich diesen zu Nutzen und bildet Paare, die sonst nie zusammengefunden hätten. Kreative Papierkostüme, geschliffene Mimik und Gestik, einschlägige Musik – am besten von der jeweiligen Berühmtheit - und viel Humor packt der Italiener in „The Living Paper Cartoon“ zusammen zu originellen Parodien.

Marilyn Monroe hüpft in ihrem berühmtesten Outfit, dem weißen Verflixten-7.-Jahr-Kleid, auf der Bühne herum, ein Busen klappt herunter und blitzschnell verwandelt sich das Sexsymbol der 50er-Jahre in das berühmteste Gemälde der Welt - Mona Lisa, samt Goldrahmen.

Ennio Marchetto trägt ein schwarzes hautenges Trikot, darüber nichts außer Papier oder Pappe. In rasendem Tempo wechselt der in Venedig geborene Künstler durch Falten, Drehen, Klappen seine papierenen Showkleider, die er wie Plakatwände vor sich herträgt, und damit auch seine Persönlichkeit. So wickelt er aus einer Mumie Cher, aus Edward mit den Scherenhänden schneidet er – mit einer Papierschere selbstverständlich - Michael Jackson, aus Angela Merkel wird Schlagerstern Helene Fischer und Rapper Eminem wird zu Diana Ross. Aus sexy Kylie Minoque in ihrem berühmten weißen Einteiler aus dem „Can’t get you out of my head“-Video entfaltet sich – samt Busenblitzer - im nächsten Moment eine Ordensschwester, die den 60er-Jahre-Hit „Dominique“ trällert und ein kompletter Chor wird zum tanzenden und singenden Elvis Presley auf einem Podest. Schlag auf Schlag stellen sich neue überraschende Figuren vor. Dabei sind nicht nur die Kostüme aus Papier, auch Perücken, Gitarren, Zähne, Tortenstücke, Hüte und alles andere was Marchetto sonst noch braucht, um seinen Geschöpfen Leben einzuhauchen.

Virtuose Solo-Performance


Neben den genialen Papierkleidern und Papieraccessoires lebt die virtuose Solo-Performance von Marchettos pantomimischem Können. Nicht nur die Papiergewänder sitzen perfekt, auch die Bewegungen entsprechen haargenau den Originalen. Die phantasievollen Imitationen werden unterlegt mit einer wilden Mischung der jeweils passenden Rock-, Pop- oder Chansonstücke. Rammstein, Beyoncé Knowles und Edith Piaf gehen ohren- und augenscheinlich perfekt zusammen.

Wachsam in Richtung Bühne


Nach jeder Nummer verschwindet Marchetto kurz hinter die Bühne, erscheint wieder zu neuen Musikstücken und in weiteren originellen Verkleidungen. Die Augen des Publikums bleiben so immer wachsam in Richtung Bühne, gespannt welche Figur nun auftaucht und in wen sich diese entwickeln wird. Sollte man die eine oder andere lebende Karikatur nicht sofort erkennen, kein Problem, ringsherum tuscheln die Zuschauer und freuen sich darüber, dass  E.T. mal wieder nach Hause telefonieren darf. Sofort zu erkennen, wer entfaltet wird, macht dem Publikum hörbar Spaß. 
Schleicht sich ganz kurz Schwunglosigkeit ein, zaubert der 54-Jährige im selben Moment eine Überraschung hervor. Wie beispielsweise bei Céline Dion: Aus ihrem Kleid entblättert sich die „Titanic“ und auch auf das Liebespaar mit den ausgebreiteten Armen hat Marchetto nicht vergessen und im nächsten Augenblick räkelt sich schon Miley Cyrus auf einer Abrissbirne zu „Wrecking Ball“.

Den verdient tosenden Applaus nach einer 70-minütigen Power-Show kostet Ennio Marchetto ordentlich aus. Zu Pharrell Williams Happy-Song lässt sich der Papierkünstler gebührend lange feiern.

 

 

Heute Abend steht noch die Akkordeonale 14 auf dem Programm des Seelax-Festivals und morgen der bayerische Kabarettist Sigi Zimmerschied mit „Multiple Lois - Einwürfe eines Parasiten“.
Das Seelax-Festival dauert noch bis 31. Mai
www.seelax.at