Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Walter Gasperi · 14. Mär 2015 · Kleinkunst, Kabarett

Große Gaudi statt dröge Pädagogik – „Die Drei Friseure“ begeistern mit ihrem ersten Kinderkonzert

Das Wetter lud zum Frühlingsspaziergang ein, dennoch war das Theater am Saumarkt am Samstagnachmittag beim ersten Kinderkonzert der „Drei Friseure“ ausverkauft. Weder Jung noch Alt bereuten bei „Was macht die Kuh?“ das Kommen, denn mit ihrem halb improvisierten und mit Klamauk hehre Bildungsziele unterwandernden Auftritt sorgten die drei Kabarettisten für beste Unterhaltung.

Vom Stil her unterscheidet sich das erste Kinderprogramm von Daniel Amann, Stefan Beer und Bernhard Widerin alias „Die drei Friseure“ nicht wesentlich von ihren Auftritten vor erwachsenem Publikum. Drei Songs haben sie auch gleich von ihrer CD „Ja, jetzt sofort Disco!“ übernommen, freilich auf ein ganz junges Publikum angepasst und sprachlich etwas entschärft. Da sind dann beim "Friseursong" statt des Bundesheers Läuse ein Thema und beim Discosong dürfen und sollen die Kinder auf der Bühne mittanzen.

"C wie Zebra" und die Gefahren von Obst

Aktivität des Publikums ist überhaupt gefragt, nicht nur, wenn es darum geht zu eruieren, zu wievielt die Künstler, die nie gelernt haben bis drei zu zählen, nun auf der Bühne stehen, sondern auch bei „Gaudi“ oder den speziell für dieses Konzert entwickelten Songs. „Entwickelt“ ist allerdings schon ein großes Wort für die dünnen Texte dieser Lieder, deren Qualität freilich gerade im dürftigen Inhalt und der damit verbundenen Torpedierung gewohnter Bildungsziele liegt.
Letztere werden zwar durchgespielt vom „Alphabet-Song“ über Lieder zur Verkehrserziehung, zum Zähneputzen oder über Tierlaute und Obst, aber eben immer wieder durch Wiederholungen oder Verdrehungen zumindest teilweise parodiert und ins Gegenteil verkehrt.
Da fällt dem Trio nicht nur zu „C“ „Zebra“ ein, sondern es beendet das Alphabet aus Zeitgründen auch bei „P“. Bei den Tierlauten gerät aufgrund der Zuschauerbeteiligung leicht Einiges in Unordnung und statt die Qualitäten von Obst zu propagieren, weist man mit Hinweis auf „Schneewittchen“ auf dessen Gefährlichkeit hin und fordert zum Verzehr von Schokolade, Marzipan und Eiscreme auf.

Auf den Spuren Pippi Langstrumpfs

Auch ein Zauberer darf nicht fehlen, dessen Tricks freilich trotz Zaubersalz wenig erfolgreich verlaufen, sodass er sich schließlich selbst wegzaubern lässt, und zwischendurch werden aus Luftballons Tiere – vorzugsweise Schlangen und Würmer - gebastelt, die ins Publikum geworfen werden.
Als pädagogisch wertvoll kann man „Was macht die Kuh?“ kaum bezeichnen, vielmehr lebt das Programm vom herrlich unbekümmerten und frischen Umgang mit Bekanntem. Dieses stellen die drei Kabarettisten, die selbst mittlerweile insgesamt auch sieben Kinder haben, freilich mit Nonsense und Klamauk auf den Kopf, stehen damit herrlich quer zu den meisten Kinderprogrammen und zerstören in der Tradition von „Pippi Langstrumpf“ anarchisch Ordnungen.. – Ein großes Vergnügen, das das Publikum nach einer Stunde mit begeistertem Applaus feierte und dafür mit einem Cowboylied als Zugabe belohnt wurde.