Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 07. Mai 2017 · Kleinkunst, Kabarett

Alfred Dorfer im TAK - Ein Mittfünfziger mit vielen Eigenschaften

Alfred Dorfer ist der Mann mit vielen Eigenschaften. Er ist geistreich, witzig, eloquent, hintersinnig, tiefgründig, charmant und gutaussehend. Ein kluger Mittfünfziger, der seine Mitmenschen genau beobachtet, sie in ihren Eigenschaften durchschaut, diese liebevoll ins Komische wendet und damit sein Publikum zum Selber-Denken anstößt. Im Schaaner TAK gastierte Alfred Dorfer mit seinem neuen Programm „und ...“ vor ausverkauftem Haus.

Das sinnlose Dauergefasel


Telefonierend kommt er auf die Bühne, entschuldigt sich beim Publikum: „Ich bin gleich bei Ihnen“ und auch beim „Schatzi“ am anderen Ende der drahtlosen Leitung. Er müsse nun aufhören, sie seien schon alle da, er melde sich. Nahtlos entspinnt sich daraus ein philosophisches Geplauder über den Handy-Wahn mit seinen existentialistischen Fragen „Ich bin da. Wo bist du“, das Rundum-Dauergeplapper der Handyjunkies und ihre bange Frage: „Host a Netz für mi?“ Und schon ist er bei denen, die am Mittag zum „Lönsch“ gehen, den „Meeting-Point für Essgestörte“. Er mokiert sich über jene, die beim neuesten „Asiaten“ essen, als ob es nur ein asiatisches Land gäbe. Man ginge ja auch nicht zum Europäer essen

Die entlarvte Lüge


Alfred Dorfer sticht hinein in das Gefasel der schönen neuen Gesellschaft, in der man nicht „scheiße“ sagt, sondern „subgut“, er holt das Phrasengedresche heraus und zeigt, was dahintersteckt: die Wahrheit. Um die geht es Alfred Dorfer, und so geißelt er die heutige Sprache mit ihrer geheuchelten Humanität: „Wenn jemand tot ist, dann ist er tot und macht keine Lebenspause!“ Er entlarvt die Lügerei: „Ein Streit in einer Beziehung bleibt eine Streiterei, auch wenn man dazu Beziehungsoptimierungsgespräch sagt“. Und er amüsiert sich über die Welt der Wissenschaftsgläubigen, die immer aus einer neuen Studie zitieren, am liebsten eine aus der Hirnforschung: „Sie wissen alles und haben nichts verstanden“.

Vom Jäger zum Stammler


Ein besonderes Thema ist für Alfred Dorfer die Genderforschung, dafür geht er weit zurück in die Urzeit, als der Mensch vom „Jäger zum Stammler“ wurde und meint: „Diejenigen, die reden konnten, waren die Außenseiter, so wie heute.“ Er erzählt von der Suche nach einem neuen Männerbild, entblößt die Hohlformel Toleranz, wenn der Respekt verloren geht, das idiotische Wording, wie beispielweise das Wort des Jahres 2014 „situationselastisch“ und empört sich über die „unerträgliche Egalisierung von Schwachsinn und Kompetenz in TV-Diskussionen“. Wie sich das aushalten lässt? Decartes’ „Ich denke, also bin ich“ liefert die Lösung. Dazu meint Alfred Dorfer: "Wenn ich beim Aldi zwei Bananen stehle und mir nichts dabei denke - war ich es dann nicht?"

Der mit Elfen spricht


Das Nicht-Denken, die Verdummisierung, das weckt den Zorn bei Alfred Dorfer, der ansonsten – gemäß seinem Vornamen – einer ist, der mit den Elfen spricht. Wie liebevoll das sein kann, zeigt er im Gespräch mit der Mutter, bei der der Sohn nach dem Scheitern der Ehe wieder einzieht, Ehefrau sei eben doch nur Zweitwohnsitz. Wie die Söhne zu verlogenen Politikern erzogen werden, schildert Dorfer anhand der Dauerberieselung von Kindern: „Wer abgelenkt ist, ist leichter lenkbar“. „Demokratie funktioniert nur mit 30 Prozent Mündigen“, meint er mit Blick auf die Schweiz, um dann wieder nach Österreich zurückzukehren, wo 32.000 Deutsche an den Universitäten studieren und charmant als „Intelligenz-Flüchtlinge“ bezeichnet werden. Zu den anderen Flüchtlingen genügt Alfred Dorfer ein Satz: „Wer einer Frau nicht die Hand geben will, weil sie eine Frau ist, der ist hier falsch“.

Alfred Dorfer bietet mit „und...“ zwei Stunden lang geistreiche Unterhaltung mit Weck-Charakter. Die Wahrheit ist ihm das Wichtigste. Dazu zwei Beispiele: Er habe zuhause einen Eichentisch und eine Eichentür, beide sehr plattenähnlich, jedoch waagrecht und senkrecht, er esse aber trotzdem nicht auf der Türe. Und das von ihm zitierte Konfuzius-Zitat: „Du kannst zwar den Hahn einsperren, die Sonne geht trotzdem auf“.

 

Alfred Dorfer gastiert am 9. Mai um 20.30 Uhr mit seinem Programm “bis jetzt – solo“ im Freudenhaus im Millennium Park Lustenau.

Die Österreich-Premiere von „und...“ ist am 1. Oktober im Treibhaus in Innsbruck