Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Thorsten Bayer · 19. Nov 2012 · Kleinkunst, Kabarett

„Wort drauf“ – die erste Ausgabe des Poetry Slams im Stadel, eine Bereicherung für das Höchster Kulturleben

Erfolgreicher Einstand: Steffen Brinkmann wagte den Schritt vom Poeten zum Moderator einer eigenen Veranstaltung. Schauplatz war das Stadel am Rande des Höchster Rieds. Zur Premiere waren sieben Wortkünstler aus drei Ländern am Start, die um die Gunst des Publikums stritten. Nach drei Runden stand der Sieger des „Wort drauf“-Slams fest: Tobias Meinhold aus Biberach.

Nach einigen Teilnahmen an großen und kleinen Poetry Slams von Feldkirch bis Ravensburg wollte er einen Schritt weitergehen. „Irgendwann kam mir die Idee, auch einen eigenen Slam zu veranstalten. Ich hatte da total Bock drauf“, erzählt Steffen Brinkmann. „Und da ich im Stadel sowieso schon seit Jahren Mitglied bin, dort hin und wieder an der Theke stehe und ausschenke oder die Leute, als DJ, mit Musik unterhalte, dachte ich mir: Das ist genau die richtige Location für einen Slam. Und als ich dann bei einer Sitzung den Vorschlag gebracht hab, waren die anderen auch gleich begeistert und die Idee war geboren.“

Zur Premiere hat sich der dreißig Jahre alte Deutsche spürbar einiges vorgenommen. Seine anfängliche Nervosität hat er bald im Griff. Ungewöhnlich ist sowohl der Modus der Veranstaltung – die Künstler werden in Zweiergruppen aufgeteilt, der jeweilige Sieger des „Duells“ kommt des Jury-Votums eine Runde weiter – als auch die Dauerpräsenz der Poeten auf der Bühne, die auf einer großen Couch im Hintergrund auf ihren Auftritt warten. „Das ist ja wie bei ‚Wetten, dass…?“, witzelt Christian Kasper treffenderweise, als er die Bühne betritt.

Von Austropop bis zum großen Sinn

Mit seinem Beitrag, bei dem Kasper die Größen des Austropop an einem Stammtisch versammelt, liegt er am Ende knapp hinter der 24-jährigen Raffaela Kadisch aus Wolfurt, die sich lyrisch mit dem Thema „Blicke“ auseinandersetzt. Etwas unglücklich scheidet Peter Fitz aus Lauterach mit seinem starken Beitrag „Von Gesichtsbüchern und schlauen Telefonen“ aus. Weitere Beiträge drehen sich um Veränderungen (Sean Krogh), die K.u.K-Monarchie als Märchenversion (Peter Neier), quälende Pickel (Katy Bayer) und – natürlich – die große Sinnfrage (Tobias Meinhold).

Das Publikum hat sichtlich und hörbar Spaß an diesem Abend, obwohl wahrlich nicht jeder Text als perfektes Hintergrundrauschen für einen bierseligen Samstagabend im Stadel taugt. Besonders der Kalifornier Sean Krogh stellt den Zuhörern mit seinen mehrsprachigen Texten anspruchsvolle Aufgaben.

Knappe Entscheidungen

Im Finale setzt sich schließlich Tobias Meinhold knapp gegen Sean Krogh durch. Hauchdünn geschlagen kommt Katy Bayer auf Platz drei. Meinhold spielt seine Bühnenpräsenz aus, mit der er seine durchgängig ernsthaften Texte vorträgt.
Ob es weitere Poetry Slams an diesem Standort gibt, weiß Brinkmann selbst noch nicht genau. Als erstes heißt es für ihn, die Resonanz abzuwarten, um dann das weitere Vorgehen festzulegen. Sein erstes Ziel dürfte er schon einmal erreicht haben: „Ich möchte gern meinen Teil dazu beitragen, um Poetry Slam auch im Ländle den Leuten nahezubringen und freue mich wahnsinnig darüber, dass ich Samstag die Möglichkeit dazu habe“, sagte er wenige Tage zuvor.

www.stadel.at


Die nächsten Poetry-Slam-Termine

Sa, 24.11. „Ravensburg slammt“, Zehntscheuer Ravensburg
Do, 6.12. „Jam on Poetry“, Spielboden Dornbirn
Fr, 7.12. „Slam Gallen”, Grabenhalle St. Gallen