Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Thorsten Bayer · 08. Okt 2011 · Kleinkunst, Kabarett

„Der Koschuh“ verteidigt am Spielboden seinen Titel und wird österreichischer Meister im Poetry Slam

Die fünfte Auflage des Ö-Slams, der österreichischen Meisterschaft im „Kampf der Dichter“, ist mit der ersten Titelverteidigung zu Ende gegangen. Im Finale setzte sich wieder der Innsbrucker Markus „Der Koschuh“ Kozuh durch. In einer spannenden Endrunde lag er am Ende knapp vor der erst 15 Jahre alten Klagenfurterin Mara Ban. Den dritten Platz teilten sich Stefan Abermann aus Innsbruck und der Linzer Sevi. Lokalmatador Holger Heyer kam auf Rang zehn. Es moderierten Markim Pause und Richi Küttel.

Poetry Slam hat auch dank der Organisatoren Birgit Sohler und Jörg Meißner am Dornbirner Spielboden ein Zuhause gefunden: Das hat sich bei den immer wieder ausverkauften Veranstaltungen mit Moderator Markim Pause gezeigt – und es hat sich an diesem Wochenende beim Ö-Slam, der österreichischen Meisterschaft im Poetry Slam, bestätigt: Ein ausverkaufter Spielboden, eine abwechslungsreiche und hochkarätige Show und ein spannendes Finale, das schließlich vier punktgleiche Künstler erreichten. Normalerweise ist die letzte Runde ein Duell. Am Ende setzte sich der 34 Jahre alte „Koschuh“ aus Innsbruck durch. Einen seiner Texte, der den Umgang mit Fremdem zum Thema hatte, widmete er den Menschen von Röthis. Damit spielte er auf die Solidaritäts-Aktion an, als im Februar 2010 der friedliche Protest der Ortsbewohner die geplante Abschiebung einer Familie aus dem Kosovo verhinderte.

Jüngste Teilnehmerin mit dem nachhaltigsten Eindruck

Die größte Überraschung der zweitägigen Veranstaltung gelang Vizemeisterin Mara Ban, einer 15 Jahre alten Schülerin aus Klagenfurt. Sie siegte in der U20-Wertung. Ihr intensiver, wortgewandter und ungemein wütender Beitrag gegen die katholische Kirche brachte ihr die ungläubige Begeisterung von Zuschauern und Kollegen. Hinter ihrem unscheinbaren Äußeren verbirgt sich eine multi-talentierte und bühnenerfahrene junge Frau: Die Tochter ungarischer und slowenischer Einwanderer studiert seit ihrem sechsten Lebensjahr Geige und hat beim Bundeswettbewerb Prima La Musica in Innsbruck 2008 den dritten Platz belegt.

Eigene Texte, Publikum als Jury

Poetry Slam ist eine sehr freie Kunstform. Regeln gibt es nur wenige: Der Text muss selbst verfasst sein, außer einem Mikrofon dürfen keine Hilfsmittel verwendet werden. Jeder hat maximal sechs Minuten Zeit. Das Publikum ist die Jury und stimmt mit Wertungskarten von 1 bis 10 Punkten darüber ab, wer eine Runde weiterkommt. Die Teilnehmer der Endrunde in Dornbirn hatten sich über den Zeitraum von einem Jahr qualifiziert. Jeder regelmäßig stattfindende Poetry Slam in Österreich hatte seine Kandidaten nominiert.

Drei heimische Starter stellten sich der nationalen Konkurrenz

Aus Dornbirn gingen Lukas Wagner sowie das Bruderpaar Wolfgang und Holger Heyer an den Start. „Ein Heyer soll ins Finale kommen“, hatte Holger, mit 34 Jahren der Altere der beiden, zuvor als Ziel ausgegeben. Und er selbst sorgte mit seinem begeisternden Auftritt in der Vorrunde dafür, dass dieses Ziel erreicht wurde. Dabei hatte er erst im Frühjahr bei „Jam on Poetry“, dem kleinen Poetry Slam im Kinosaal des Spielbodens, seinen ersten Auftritt. Im Finale kam er schließlich auf Platz zehn.

Nebeneinander von tiefgründigen und heiteren Inhalten

Die Bandbreite der Themen des Ö-Slams war sehr groß: Politik und Kirche kamen ebenso zur Sprache wie philosophische Aspekte des Biergenusses oder Geschichten über suizidgefährdete Schweine. Dabei widmeten sich die Dichterinnen hauptsächlich moralisch-tiefgründigen Themen, ihre männlichen Konkurrenten häufig dem Slapstick. Da nahm der weißhaarige „Tschif“, der älteste Teilnehmer, die Englischkenntnisse des ehemaligen Vizekanzlers Hubert Gorbach aufs Korn und ließ ihn fiktive Bewerbungsschreiben an Politiker mit dem immergleichen Hinweis „English can I good“ unterzeichnen. Elwood Loud aus Wien mokierte sich über den Sänger Xavier Naidoo als „den fleischgewordenen Nervenzusammenbruch“. Andi Plammer stellte in seinem umfangreichen Fragenkatalog zur Diskussion, wie etwa Briefträger zur Postmoderne stehen oder ob man wohl Vorarlberger im Weltall „Galaxiberger“ nenne.

Sehr positive Bilanz

Die Bilanz der Organisatoren fiel sehr positiv aus: „Dieses Wochenende war ein tolles Fest rund um den Poetry Slam. ‚Der Koschuh’ hat den Sieg verdient. Ich war überrascht über die neuen Künstler – aber auch über diejenigen, die ich glaubte bereits zu kennen“, sagte Jörg Meißner. „Die beiden Tage haben die österreichische Slam-Familie näher zusammengebracht.“