Neu in den Kinos: „Emilia Pérez“ (Foto: Neue Visionen/Wild Bunch)
Silvia Thurner · 25. Sep 2023 · Musik

Klang & Raum & Reiselust

Gute Werkdeutungen und unterhaltsame Erzählungen in der Lokremise Bezau

Die aktuelle Konzertsaison von „Klang & Raum“ starteten Angelika und Martin Gallez, Bianca Riesner und Claudia Delago-Norz in Bezau. Für den Leitgedanken „Reisen und Ankommen“ war dieser Aufführungsort hervorragend gewählt. Passend und abwechslungsreich wirkte auch die Werkauswahl, die Kompositionen von Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn, W.A. Mozart und Josef Myslivecek miteinander in Verbindung brachte. Elisabeth Wicke und Oskar Müller erzählten amüsant und informativ vom Reisen in den Bregenzerwald.

Die leicht hallige Akustik in der Lokremise in Bezau kam den feinen Klängen der Traversflöte (Angelika Gallez), des Hammerklaviers (Martin Gallez), der Violine (Claudia Delago-Norz) und des Violoncellos (Bianca Riesner) entgegen. Von der nachmittäglichen Ausfahrt war kurz vor Konzertbeginn die Dampflokomotive der Museumsbahn in der Remise geparkt worden. Die „ausdampfende“ Lok bot zwar eine angenehme Wärme, doch das Zischen und Knacksen aus ihrem Inneren „begleitete“ die eher zarte Tongebung der Werkdeutungen teilweise ziemlich penetrant.
Wer von den Geräuschen und der eigentümlichen Diskrepanz zwischen der kraftstrotzenden Dampflok in der Werkhalle und den sensiblen Holzinstrumenten und ihrer feinen Tongebung nicht irritiert wurde, erlebte einen inspirierenden Konzertabend. Die Musikerinnen und der Pianist gewährten einander viel Raum zur Entfaltung der einzelnen Stimmen. Eine aufmerksame Spielart zeichnete das Trio (Wq 146) von Carl Philipp Emanuel Bach aus, so dass die sinnliche Leichtigkeit des sogenannten empfindsamen Stils gut zur Geltung kam. Ein tänzerischer Duktus belebte das Vivace. Haydns Trio in G (Hob. XV:25) erklang in einem eher gemäßigten Tempo. Vor allem der ungarische Touch des Presto-Finales mit der perkussiven Begleitung entfaltete eine mitreißende Energie. Der böhmische Komponist Josef Mysliveček war mit Mozart befreundet und ganz im frühklassischen Stil komponierte er das Trio in C-Dur, Op. 1/1 das Angelika Gallez, Claudia Delago-Norz und Bianca Riesner spielfreudig und in einem schönen Geben und Nehmen miteinander musizierten.
Abschließend erklang Mozarts berühmte „Prager Sinfonie“ (KV 504) in einer Quartett-Bearbeitung von Johann Nepomuk Hummel. Im Mittelpunkt stand das Hammerklavier. Die Flöte auf der einen Seite und die Violine auf der anderen Seite sowie das Violoncello als Fundament bildeten die klanglichen Eckpfeiler. Zum Motto des Konzertabends passte die Sinfonie Nr. 38 auch deshalb, weil sie Mozart auf seiner umjubelten Reise nach Prag mit im Gepäck hatte. Doch Hummels Bearbeitung war etwas gewöhnungsbedürftig, denn durch die klangliche Reduktion wurden die musikalischen Akzente verschoben. Obwohl sich Angelika Gallez an der Flöte, Claudia Delago-Norz an der Violine und Bianca Riesner viel Mühe gaben, um dem Klavierpart den notwendigen dynamischen Raum zu geben, entpuppte sich das Hammerklavier von Martin Gallez klanglich mitunter als zu wenig durchsetzungsstark.

Wege in den Bregenzerwald im 19. Jahrhundert

Im Mittelpunkt des Konzertes standen Elisabeth Wicke, ehemalige Bürgermeisterin von Mellau und Historikerin sowie das Vorstandsmitglied der Bregenzerwald-Museumsbahn, Oskar Müller. Beide erzählten unter anderem von historischen Wegen und Pfaden in den Bregenzerwald, wie der Baumeister Alois Negrelli die Straße durch das Schwarzachtobel baute, von kostspieligen Mautzahlungen in Alberschwende sowie von der Eröffnung der Bregenzerwaldbahn am 21./22.9.1902 und der enormen Erweiterung des Horizonts durch das Wälderbähnle. Aus mehreren Reiseberichten war Interessantes und Informatives zu erfahren. Elisabeth Wicke und Oskar Müller berichteten auch humorvoll, wie Ankommende die Frauen und Männer des Bregenzerwaldes sahen und erlebten. Noch lange hätte man den beiden zuhören mögen.

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