L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Silvia Thurner · 16. Jul 2023 · Musik

Kit Armstrong und Daniel Müller-Schott schufen spannende Beziehungsgeflechte

Große Kunst bei der Schubertiade Hohenems

Kit Armstrong und Daniel Müller-Schott musizierten im Markus Sittikus Saal vier sehr bekannte und gewichtige Kompositionen für Violoncello und Klavier von Brahms, Schubert, Bach und Saint-Saens. Das kongruente Zusammenspiel der beiden Musiker zog die Zuhörenden sofort ihn ihren Bann. Während der Cellist gut austarierend und mit markanten Phrasierungen seinen Part deutete, spielte Kit Armstrong am Klavier mit traumwandlerischer Leichtigkeit und voller Konzentration auf seinen Kammermusikpartner. Für das spannende Hörvergnügen dankte das Publikum mit frenetischem Applaus.

Die erste Sonate für Klavier und Violoncello von Johannes Brahms op. 38 wurde in der Werkdeutung von Kit Armstrong und Daniel Müller Schott ihrer Bezeichnung, in der das Klavier zuerst angeführt ist, voll und ganz gerecht. Gleich zu Beginn, als die Künstler die Bühne betraten und währenddessen sich der Cellist um die Positionierung seines Instruments kümmerte und eine angenehme Spielhaltung einnahm, saß Kit Armstrong zum Publikum gewandt auf seinem Klaviersessel und schaute vergnügt zu den erwartungsfroh dasitzenden Konzertbesucher:innen. Mit dem Wink von Daniel Müller-Schott war er sogleich ganz Ohr beim Cellisten, spielte die lyrischen Parts mit einem samtweichen Anschlag und die weitgriffigen Passagen voller Kraft und Virtuosität, ohne jegliche Spur von Anstrengung. Kit Armstrong ist ein phänomenaler Künstler, den es in vielen Facetten immer aufs Neue zu bestaunen gilt.
Spielfreude und Gestaltungswillen strahlte auch Daniel Müller-Schott aus, der die Celloparts in den sonoren tiefen Lagen mit einer ausgeprägten Dynamik zwischen forte und piano charaktervoll ausfüllte. Hervorragend aufeinander Bezug nehmend gestalteten sie die vier ganz unterschiedlichen Kompositionen, die enorm viel Virtuosität einforderten. Die Brahmssonate formten die Musiker mit großer Ausdruckskraft, indem sie die ständige wechselnden Themenführungen hervorragend aufeinander abstimmten. Im Allegretto quasi Menuetto verwiesen Daniel Müller-Schott und Kit Armstrong insbesondere in ihrer Tongebung auf Brahms‘ barocke Vorbilder. Die Kontrapunktik im Finalsatz kam transparent und mit einem aufmerksamen Austausch zur Geltung. Gemeinsam steigerten sich die Kammermusikpartner hinein und schaukelten sich zu einem imposanten Finale hoch.

Sicherheit und Wagemut

Auch die erste Sonate von Camille Saint-Saens op. 32 lebte von einer enormen Schubkraft, die Daniel Müller Schott und Kit Armstrong entwickelten, indem sie im Eröffnungssatz vor allem mit den Bewegungsenergien der thematischen Gedanken spielten. Die Bassgänge im Andante bewirkten ein starkes Fundament, das die Musiker ganz bewusst einsetzten. Im Finale trat wieder die bei Brahms bereits beobachtete unterschiedliche Zugangsweise der Kammermusikpartner zutage. Während Daniel Müller-Schott die Musik zwar gut ausgestaltet, aber doch auf der eher „sicheren Seite“ ausdeutete, ging von Kit Armstrong am Klavier eine freudvolle Risikobereitschaft aus, die die Aufmerksamkeit auf sich zog.
Im Mittelteil des ausgiebigen Konzerts erklang Schuberts berühmte „Arpeggione-Sonate“ (D821). Der obertonreiche Klang des Grofiller-Violoncellos verstärkte die Beweglichkeit der Themengestaltung im Eröffnungssatz. Mit viel Ruhe entfalteten die Musiker das Adagio. Das sehr behutsam eingesetzte Vibrato schuf eine Atmosphäre, die aufhorchen ließ und viel Weite evozierte. Der Finalsatz erklang mit wenig Ecken und Kanten, teilweise etwas wenig ausdifferenziert.
Eine transparente und klare „Klanginsel“ stellten Daniel Müller-Schott und Kit Armstrong mit der Sonate in G-Dur (BWV 1027) von Johann Sebastian Bach in den Raum. Die strenge Dreistimmigkeit und den kontrapunktischen Satz zelebrierten die Musiker mit perlendem Anschlag im Klavier und sehr klarer Tongebung im Violoncello. Jeden einzelnen Ton kosteten sie aus und verliehen ihm das entsprechende Gewicht im dichten Beziehungsgeflecht des kontrapunktischen Satzes.

https://www.schubertiade.at/