Kein Auskommen mit dem Einkommen
Vorarlbergs Künstlerinnen und Künstler können von ihrer Kunst kaum leben. Das belegt nun eine 163 Seiten starke Studie, die vom Land Vorarlberg in Auftrag gegeben wurde. In zweijähriger Arbeit hat die Forschungsgruppe Empirische Sozialwissenschaften der Fachhochschule Vorarlberg die prekären Lebens- und Einkommensverhältnisse Kunstschaffender in Vorarlberg untersucht. Die Ergebnisse sind ernüchternd.
Für die Studie hat das sechsköpfige Projektteam unter der Leitung von Fabian A. Rebitzer qualitative Interviews mit siebzehn Künstler:innen aus allen Sparten und sieben Expert:innen gemacht, sowie eine standardisierte Onlinebefragung von Vorarlberger Kunstschaffenden mit 198 Teilnehmer:innen durchgeführt. Gefragt wurde nach den Einkommens- und Versicherungsverhältnissen der letzten vier Jahre, ebenso nach Wünschen, Verbesserungsvorschlägen und Befindlichkeiten. Abschließend fand ein Workshop mit Künstler:innen, Interessensvertretungen und Branchenexpert:innen zur Einordnung und Bewertung der Ergebnisse statt.
Karges Jahresnettoeinkommen
Die Befragten haben durchschnittlich über zwanzig Jahre Berufserfahrung, zwei Drittel von ihnen sind Akademiker:innen, und zwei Drittel müssen noch einer anderen Tätigkeit als der eigentlichen, künstlerischen nachgehen, um überleben zu können. Denn ihr Jahresnettoeinkommen beträgt insgesamt nur rund 15.000 Euro, was deutlich unter dem österreichischen Schnitt liegt. Über 50 Prozent sind somit armutsgefährdet. Der Leidensdruck sei bei älteren Kunstschaffenden und bei Alleinerzieherinnen besonders groß, sagt Fabian A. Rebitzer, der insgesamt 60 Vorschläge gesammelt hat, um daraus eigene Handlungsempfehlungen zu entwickeln, die allerdings kein politisches Programm darstellen würden und auch nicht als normative Forderungen zu verstehen seien, betont der Studienleiter. Zu den am häufigsten genannten zählen eine längerfristige Absicherung existenzieller Risiken, die Bereitstellung von Räumen und Vernetzungsorten, eine transparente und wertschätzende Kommunikation, Beratungsangebote, sowie eine Prüfung des Kulturbudgets.
Kulturstrategieprozess des Landes
Bislang hat es in Vorarlberg keine umfassende, den breiten Kultursektor betreffende, transparente Erhebung der Lebens- und Einkommensverhältnisse von Künstlerinnen und Künstlern mit Vorarlbergbezug gegeben. Die Studie ist Teil eines Kulturstrategie-Update-Prozesses, der letztes Jahr mit der Vorarlberger Kulturenquete begonnen hat und im September abgeschlossen sein soll. Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink möchte nun die Erkenntnisse, Ergebnisse und Handlungsempfehlungen der Studie aufarbeiten, prüfen und in den laufenden Kulturstrategieprozess des Landes einfließen lassen. Die Studie ist auf der Homepage des Landes einsehbar.
https://presse.vorarlberg.at/land/dist/vlk-66446.html