Gioia Chor gab ein freudvolles Konzert
Standing Ovations für vielgestaltige Werkdeutungen in der Basilika Rankweil
Der Gioia Chor unter der Leitung von Philipp Nesensohn bescherte den diesjährigen Rankweiler Basilikakonzerten einen inspirierenden und niveauvollen Saisonabschluss. Im Mittelpunkt stand die Uraufführung der Kantate „Morgenröte“ von Thomas Thurnher. Die Sänger:innen und Musiker:innen präsentierten im Zusammenwirken mit einem Streichensemble sowie Ulrich Mayr an der Trompete die neue Komposition eindrucksvoll. Darüber hinaus beinhaltete das Programm, unter anderem mit Werken von Ola Gjeilo, Jake Runestad sowie Astor Piazzolla und Enrico Morricone weitere Highlights.
Der Komponist Thomas Thurnher erhält insbesondere für seine Chorwerke im In- und Ausland viel Anerkennung. Für den Bludenzer Gioia Chor komponierte er die Kantate „Morgenröte“ für Trompete, Chor und Streichensemble. Als Vorlage diente dem Komponisten der Roman „Hypnerotomachia Poliphili“, den Francesco Colonna 1499 veröffentlichte. Jene Passage, in der der unglücklich verliebte Poliphilo den anbrechenden Morgen mit allegorischen Bildern beschreibt, diente als Textgrundlage.
Den schwierig zu vertonenden Prosatext setzte Thomas Thurnher mit einem historisierend archaischen musikalischen Duktus in Szene. Im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens stand der satt gesetzte Chorpart. Beredt trat die Trompetenstimme in Kommunikation mit dem Chor. Das Streichensemble stellte ein Bindeglied dar, das über weite Strecken die Sänger:innen umspielte und auch in Beziehung zur Trompetenstimme trat. Den Solopart gestaltete Ulrich Mayr hervorragend aus. Dabei verstärkten die plastischen Melodieführungen den musiktheatralischen Affektgehalt und Charakter des Werkes. Alle Mitwirkenden formulierten die Musik mit viel Engagement und Energie aus.
Sogleich mit dem ersten „Laudate“ von Knut Nysted hat sich in der Basilika Rankweil eine dichte Konzertatmosphäre entwickelt, die bis zum abschließenden „Lullaby“ von Billy Joel anhielt und die Zuhörenden begeisterte. Die beiden Kompositionen des norwegischen Komponisten Ola Gjeilo ergänzten die Uraufführung von Thomas Thurnher besonders gut. Klar phrasiert und mit einer ausgewogenen Stimmenbalance stellten der Gioia Chor und Philipp Nesensohn „Ubi Caritas“ in den Raum. Ebenso kraftvoll wirkte die Darbietung von Ola Gjeilos Chorstück „Northern Lights“. Die Tonrepetitionen und Liegetöne erklangen hervorragend intoniert und verliehen der Musik eine große innere Kraft.
„Let my love be heard“ von Jake Runestad gestalteten die Sänger:innen konzentriert und mit einer ausgeglichene Stimmführung. Transparent aufgebaut erklangen die einzelnen Tonschichten. Die große Herausforderung dieses Werkes, nämlich die Musik in einem kräftigen Crescendo immer weiter nach oben zu schrauben, nahmen alle zusammen beeindruckend wahr, so dass die Freude des gemeinsamen Gestaltens mitreißend zur Geltung kam.
Exzellent musizierte das Ensemble konz.art (Sandra Marttunen und Joachim Tschann, Violine; Karoline Kurzemann-Pilz, Viola; Thomas Dünser, Violoncello und Bernd Konzett, Kontrabass) und bereicherte damit die Chordarbietungen. Darüber hinaus ließ das Streichquintett mit dem temperamentvoll ausgedeuteten „Invierno Porteño“ (arr. Aris Kapagiannidis) aus den „Vier Jahreszeiten von Buenos Aires“ von Astor Piazzolla aufhorchen. Emotional setzten die Musiker:innen auch „Deborah’s Theme“ von Ennio Morricone sowie „Halo“ (arr. André Vitek) von Beyoncé in Szene.