Neu in den Kinos: "Die Unschuld" (Foto: Wild Bunch Germany/Plaion Pictures)
Annette Raschner · 11. Nov 2021 · Gesellschaft

Karte der Erinnerung

Sich zu erinnern ist wichtig, auch wenn es mitunter sehr schmerzlich sein kann. In Zukunft wird es keine Zeitzeugen mehr geben, die Auskunft über den Naziterror geben können. Aus diesem Grund kommt Erinnerungsorten und -zeichen eine zentrale Bedeutung zu. DERLA – Digitale Erinnerungslandschaft Vorarlberg – heißt ein Forschungsprojekt, das vor kurzem zu einem vorläufigen Abschluss gekommen ist und das an einem zentralen Ort der Erinnerung, im Jüdischen Museum in Hohenems präsentiert wurde.

Am Beginn stand eine Bestandsaufnahme zur Erinnerungslandschaft Vorarlbergs 2017/2018. In den vergangenen zwei Jahren ging es darum, die Erinnerungsorte und -zeichen der Opfer und des Terrors des Nationalsozialismus in Vorarlberg zu dokumentieren und – für eine interaktive Karte der Erinnerung – aufzubereiten.
Vorarlberg hat 133 solcher Erinnerungsorte, und sie sind auf 34 Gemeinden verteilt. Es handelt sich um Gedenksteine, Gassen, Passagen, Denkmäler, Skulpturen, Bilder, Brunnen und Gipfelkreuze. Das sind manifeste Erinnerungsorte. Dort, wo es keine Zeichen gibt, sollen langfristig virtuelle Zeichen gesetzt werden.

Erinnerngsorte erfassen, dukumentieren und vermitteln

Seit September ist die gemeinsam von _erinnern.at_ sowie dem Centrum für Jüdische Studien und dem Zentrum für Informationsmodellierung (beide von der Universität Graz) entwickelte Website www.erinnerungslandschaft.at online. Die Recherchen für Vorarlberg und die Steiermark sind abgeschlossen, weitere Bundesländer befinden sich in der Umsetzung.
Zwei Jahre lang hat die Historikerin Victoria Kumar von erinnern.at, dem Holocaust Education Institut des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit Vereinssitz in Bregenz intensiv recherchiert und sich dafür mit vielen regionalen Akteur:innen vernetzt. Nun ist es möglich, dass man sich per Mausklick einfach und niederschwellig informieren kann.
Wer umfangreicher recherchieren möchte, kann dies über diverse Filter- und Suchfunktionen tun. Im so genannten Archiv der Namen kann man bis zu 250 Kurzbiografien lesen und es gibt Fotos und sogar virtuelle Ausstellung zu spezifischen Themen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der schulischen Vermittlungsarbeit mit einem eigenen Portal beziehungsweise mit Hintergrundtexten und konkreten Arbeitsaufträgen.
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink betonte, dass mit dem Forschungsprojekt ein wichtiger Kulturschwerpunkt im Arbeitsprogramm der Landesregierung aufgegriffen worden sei. „Es ist unerlässlich, dass wir uns mit der Vergangenheit und mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Das schützt uns auch vor jenen Kräften, die die Geschichte gerne umdeuten und für ihre Interessen instrumentalisieren wollen.“ Oder, wie es der neue Geschäftsführer von erinnern.at, Patrick Siegele heute bei der Pressekonferenz gesagt hat: „Wir wollen dem Internet, das zurzeit häufig ein Ort der Desinformation und des Hasses ist, etwas entgegensetzen.“

www.erinnerungslandschaft.at