Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 11. Nov 2021 · Film

Aktuell in den Filmclubs (12.11. - 18.11. 2021)

Am Spielboden Dornbirn läuft diese Woche nochmals Evi Romens starkes Regiedebüt "Hochwald", in dem ein junger homosexueller Südtiroler als Außenseiter in seinem Heimatdorf nach Identität sucht. Im Feldkircher Theater am Saumarkt gibt es dagegen mit "Janosch - Komm, wir finden einen Schatz" einen Animationsfilm, der vor allem ganz junge Filmfans begeistern dürfte.

Hochwald: Konzentriert und mit präziser Bildsprache erzählt Evi Romen von Mario (Thomas Prenn), der in seinem Südtiroler Bergdorf ein Außenseiter und bunter Vogel ist. Eine Konditorlehre hat dieser von Andreas Prenn mit Leidenschaft gespielte Protagonist abgebrochen, schlägt sich nun mit Gelegenheitsjobs in der Metzgerei und in der Winzerei seines Heimatdorfes durch, doch seine Leidenschaft gehört dem Disco-Tanz à la John Travolta. Stellt schon der Umstand, dass er seine Homosexualität in diesem dörflich-konservativen Milieu verleugnen muss, eine extreme Belastung dar, so steigert sich seine Zerrissenheit noch, als sein Jugendfreund bei einem islamistischen Anschlag im Rom ums Leben kommt, während er unverletzt überlebt.
Nicht nur durch die Präsenz Prenns, sondern auch durch ein vielschichtiges Spiel mit Gegensätzen vermittelt Romen eindringlich die Zerrissenheit Marios. Wie sein Gesicht immer wieder zur Hälfte ins Licht und zur Hälfte in Dunkel getaucht wird, so pendelt er auch immer wieder mit der Seilbahn zwischen der Enge seines Bergdorfs und der modernen Stadt, zwischen gesellschaftlichen Vorgaben und der Sehnsucht nach einem freien Leben.
Visuell wird dieses Spannungsfeld auch im Gegenüber von engen Einstellungen im dörflichen Ambiente und weiten Landschaftstotalen der Bergwelt der Dolomiten spürbar, aber Romen stellt auch dem einengenden katholischen Milieu einerseits einen radikalen Islamismus und andererseits auch einen weltoffenen und toleranten Islam gegenüber, in dem Mario schließlich eine Stütze finden wird. Und schließlich spielen auch unterschiedliche soziale Milieus herein, wenn Mario aus einfachen Verhältnissen stammt, sein Freund dagegen der begüterten Oberschicht angehört.
Viel scheint Romen damit in ihr Debüt gepackt zu haben, doch ganz selbstverständlich ist das in die stringent und präzis erzählte Geschichte integriert. Nichts wirkt hier aufgesetzt oder prätentiös, sondern in der ebenso dichten wie unaufgeregten Inszenierung packt dieses Drama einer verzweifelten Identitätssuche.
Spielboden Dornbirn: Fr 12.11., 19.30 Uhr

Janosch – Komm, wir finden einen Schatz: Tiger, Bär und die kleine gestreifte hölzerne Tigerente gehören zu den bekanntesten Figuren des deutschen Kinderbuchautors Janosch. In „Komm, wir finden einen Schatz“ wird die Handlung durch eine Schatztruhe ausgelöst, die Tiger und Bär beim Angeln statt eines Fisches an Land ziehen. Drinnen ist aber nur eine weitere Truhe - und dann noch eine Truhe und schließlich eine Schatzkarte.
So brechen Tiger und Bär begleitet vom schüchternen Hasen Jochen Gummibär, der sich nichts sehnlicher wünscht als einen Freund, auf. Von der in intensiven Farben leuchtenden Blumenwiese geht es zunächst durch eine braune Sandwüste, dann durch einen Tintensumpf, in dem Gefahr von Krokodilen und Schlangen droht, bis sie in eine in kaltes Blau und Weiss getauchte Schnee- und Eiswüste vordringen. Mehr als von der Natur droht dem Trio aber Gefahr vom Kater Gokatz, der sich für einen genialen Meisterdetektiv hält, und dem Hund Kurt. Auch diese sind nämlich hinter dem Schatz her und wollen ihren Konkurrenten zuvorkommen.
Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail hat Irina Probost diesen Animationsfilm inszeniert. Da gibt es nebenbei ein Pfeilwerfen mit Bienen, zwei Mäuse, die als Motor von Gokatz´ Wagen dienen, oder ein schüchternes Nashorn, das sich seines Horns schämt. Auch visuell bietet dieser Animationsfilm mit seiner Farbenpracht und dem Wechsel der Landschaften Einiges. Letztere strukturieren auch die Handlung und sorgen dafür, dass auch kleinere Kinder nie den Überblick verlieren.
Mag es dem Mittelteil auch etwas an Spannung und Pfiff fehlen, so steigert Probost das Tempo im Finale deutlich. Action kommt da nicht zu kurz, bleibt aber immer kindgerecht. Die moralische Belehrung, dass Freundschaft und Vertrauen wichtiger als materieller Reichtum sind, darf freilich nicht fehlen, doch werden diese Botschaften geschickt in die rund erzählte Geschichte eingebettet.
Theater am Saumarkt, Feldkirch: Mi 17.11., 14.30 Uhr

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