Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Gunnar Landsgesell · 14. Jun 2017 · Film

Wonder Woman

Halbgöttin Diana aus Amazonien trifft auf böse Deutsche im Ersten Weltkrieg. Ihr Auftrag: Den Krieg aus dieser Welt zu schaffen. Regisseurin Patty Jenkins setzt mit ihrer bedachten Inszenierung ein Zeichen im männlich besetzten Superhelden-Betrieb.

Ein Film, aus zwei Welten herausgebrochen: Da ist Amazonien, in von Gold bis in Pastellfarben getaucht, das schillernde Türkis des Meeres und die helle Felsstadt in einer Fantasiewelt mit Wasserfällen, bewohnt von Frauen; und dann kommt Europa, gefangen im Ersten Weltkrieg, ein düsteres London, die männlich angetriebene Kriegsmaschinen der Briten und der Deutschen, fast ein Untergang. Weil Diana (das israelische Ex-Model Gal Gadot) schon als kleines Kind von den Amazonen im Kampf unterrichtet wurde – deren Auftrag ist es, die Welt von der Plage des Krieges zu befreien – ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser das versteckte Inselreich erreicht. Ein Flugzeug stürzt ab, Diana rettet den Piloten, womit plötzlich ein Mann den schützenden Nebelschleier von Amazonien durchbrochen hat. Chris Pine steht plötzlich, wie einst Sean Connery in John Boormans „Zardoz“, mitten unter Frauen, die ihm keine besondere Zuneigung entgegenbringen. Als sich Diana aka „Wonder Woman“ mit ihm nach Europa aufmachen will, um den Krieg durch Krieg zu besiegen, sehen das ihre Mutter, Königin Hyppolita (Connie Nielsen) und ihre Tante, die mächtige Kriegerin Antiopie, mit gemischten Gefühlen. Mit ihrem Schild und dem rotblauen Kostüm mit den Sternchen erinnert sie an Captain America (Marvel), der im Zweiten Weltkrieg die Nazis bekämpft hatte. Und auch „Wonder Woman“ (DC-Comics) zehrt vom seltsamen Aufeinandertreffen der Zeiten: in die Ästhetik des post-viktorianischen Großbritanniens stürmt die Fantasy-Figur, die mit ihrem glänzenden „Lasso der Wahrheit“ deutsche Soldaten einfängt und an ihren geharnischten Armreifen alle Kugeln abprallen lässt, die Front. Diana sucht Ludendorff, einen deutschen General, den sie für den Kriegsgott Ares hält. Ihn will sie besiegen. Steve Trevor, der Pilot, der zugleich ein britischer Spion ist, muss bald einsehen, dass er seiner Pflicht, eine Frau zu beschützen, nicht ganz entsprechen kann. Immerhin wird er in einer perspektivischen Wendung selbst zum Love interest.  

Ein Zeichen im Superhelden-Betrieb 

Trotz der martialischen Rahmenhandlung merkt man „Wonder Woman“ schon bald an, dass aufwändig inszenierte Kampfszenen nicht unbedingt die Triebfeder von Regisseurin Patty Jenkins waren. Mit „Monster“, ihrem klugen Porträt der Serienmörderin Aileen Wuornos (mit Charlize Theron) bewies Jenkins, dass sie Dramaturgien gegen den Strich bürsten und Erwartungen brechen kann. Jenkins’ Diana findet eine gute Balance darin, als Frau eine eigene spezifische Kraft zu entwickeln, ohne ihre neue männliche Umgebung dafür affirmieren zu müssen. Natürlich hilft ihr dabei, dass sie eigentlich eine Halbgöttin ist, gezeugt von Zeus höchstpersönlich. Dennoch sind dem Anything goes einer solchen Fantasyfigur Grenzen gesetzt, die der Glaubwürdigkeit des Films zuträglich sind. Die Figur der Wonder Woman, 1941 für das Marvel Universum kreiert, hatte einige feministische Interpretationen ausgelöst und auch im Jahr 2017 fällt auf, dass eine weibliche Superheldinnen im Kino noch außergewöhnlich genug ist. Auch wenn das Drehbuch (Allan Heinberg) mit der Weiblichkeit der Protagonistin zuweilen recht banal umgeht, setzt die bedachte Inszenierung ein Zeichen im Superhelden-Betrieb. In den USA mochte man das.