Demnächst in den Kinos: Die deutsch-französische Coming-of-Age-Geschichte "Tandem – In welcher Sprache träumst du?" (Foto: Julien Poupard, Les Films de Pierre, Port au Prince Pictures)
Gunnar Landsgesell · 10. Apr 2014 · Film

The Lego-Movie

Alles wird bunter! Die Arbeiterschaft in Legoland wird aus ihrem Verblendungszusammenhang gerissen und kämpft für ein richtiges Leben in geistiger Freiheit. Fröhliche Entgrenzungsfantasie, klug gebaut und geschickt visualisiert. Old Style trifft New World, stürzt Lord Business!

Das „Lego Movie“ lässt sich unwahrscheinlich scharfzüngig an. Legoland wird von einer bunten Gesellschaft bevölkert, die zu ihrer emsig verrichteten Arbeit ganz selbstvergessen eine mitreißende Pophymne zum Besten gibt: Everything is Awesome tönt es aus den Kehlen Hunderter Lego-Männchen und Lego-Weibchen auf einer Großbaustelle. Alle sind glücklich! Drink overpriced coffee und andere Verblendungszusammenhang-Parolen weisen das Gegrummel über entfremdete Arbeitszusammenhänge brüsk von sich.

Wer verblüfft über die Botschaften des Lego-Universums reagiert, wird bereits nach der nächsten dramaturgischen Wendung aufgeklärt. Legoland ist gekapert worden, ein gewisser Lord Business hat mithilfe übler Polizeiknechte die Gesellschaft eisern im Griff und hält sie in einem konformistischen Bewusstseinszustand gefangen. Danach dieser vergnüglich gesetzten Kritik nimmt die Story richtig Fahrt auf: Auslöser ist ein Arbeiter, der so mittelmäßig ist, dass seine Existenz den Kollegen bislang nicht einmal aufgefallen ist. Durch seine Tolpatschigkeit kommt er mit einem Legoteil in Verbindung, das Piece of Resistance heißt und ermöglicht, gegen Lord Business zu revoltieren. Ein Loch in der Legowelt macht deren Matrix-Charakter deutlich, der Durchschnittsschnösel Emmet stürzt an der Seite einer Super-Ninja-Kämpferin in die „richtige“ Welt, wo man ihn für den lang erwarteten Befreier hält.

Gerade weil die Stringenz dieser Anfangserzählung sich in der Folge zugunsten narrativer Kontingenz und eines abenteuerlichen Figureneklektizismus auflöst, löst der Legofilm nun das ein, was man vorab erwarten würde. Ein Ausloten kindlicher Fantasiewelten, in dem alles möglich erscheint. Batman und andere Heldenfiguren (etwa aus Herr der Ringe) oder selbst der mythische Übervater Abraham Lincoln (für smarte Kids) treffen aufeinander, um gemeinsam ein Abenteuer der Entgrenzung zu durchleben. Der größte Feind, der Diktator President Business, entspringt gewissermaßen dem adulten Wunsch nach Ordnung und Pflicht. Anschaulich wird das durch reale Gegenstände, die die Lego-Filmmacher Phil Lord und Chris Miller als bedrohliche Gegenstände (zB eine Klebstofftube!) in ihre CGI-gerenderte Legowelt einschleusen.

Der Kampf für die Fantasie und Freiheit der Regression hat damit nicht zufällig mit Lego einen Baustoff, dessen Existenz sich noch in die vor-digitale Welt datiert. Tatsächlich wurden für den Film echte Legosteine genommen, um sie in computergenerierte Bilder zu verlängern (also kein stop-motion). Diese Technik erweist sich als fühlbar warme visuelle Technik, in der sich Leben trotz der klobigen Legofiguren (Männchen und Weibchen haben exakt die gleiche Figur) als haptische Erfahrung ausnimmt. Für das überraschend gelungene Projekt gaben u.a. Will Ferrell, Chris Pratt, Liam Neeson, Morgan Freeman ihre Stimme her.