Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 30. Aug 2012 · Film

The Expendables 2

Einen „Söldnerspaß“ durch ein Allstar-Team verspricht The Expendables 2. Zwischen einer Orgie aus Explosionen, Bränden und Schüssen gehen sich dabei auch ein paar Einzeiler-Dialoge aus.

Zerfurchte Gesichter, hängende Augenlider, schlaffe Muskelhaut. Das Problem von Actionstars ist, rechtzeitig den Absprung in ein anderes Fach zu schaffen. Arnold Schwarzenegger ist das gelungen, aber selbst Politiker haben ein Ablaufdatum. Also ist auch er wieder zurück in diesem zweiten Teil von „The Expendables“, der sich erneut das Ziel gesetzt hat, Actionhelden, die niemand mehr sehen will, so wie früher mal die Austria 3 zu einem All-Star-Team zusammenzuführen. Dass dieses Eingeständnis, überflüssig zu sein („Everybody is expendable“), mit der Hoffnung verbunden ist, just daraus einmal mehr Kraft zu tanken, ist nicht ganz falsch. Wer sonst könnte für die das Action-Genre vielfach prägende Selbstreferenzialität besser als Trägermedium herhalten als Stallone, Schwarzenegger, Willis? Allerdings, das zeigt „The Expendables 2“ deutlich auf, funktioniert der Schub von der "male-pattern baldness" (männlichen Glatzenbildung) zur "male-pattern badness", also der männlichen Härte, auf die Bruce Willis einmal anspielt, nicht ohne Krücke: pure Aktion. Auch wenn sich die ausrangierten Söldner (welch unsympathische Idee für eigentliche Sympathieträger) wie Schlachtrösser durch die drei wesentlichen Schauplätze des Films wälzen – Neapel, New York, Albanien – so nimmt ihnen doch die Anlage des Plots selbst ihr Eigenleben. Jeder der Schauspieler, auch der alte Reaktionär Chuck Norris und, als düsterer Gegenspieler, Jean-Claude van Damme, ist rollenmäßig derart dicht beschrieben, dass der Witz dieser Besetzung bereits das Narrativ des Films selbst bildet. „I’ll be back“ oder „I will terminate you“ sind keine eingestreuten Gags, sondern bilden die Grundlage einer dialogarmen, auf Einzeiler aufgebauten Handlung.

Spaß durch Pyrotechnik

Dort, wo die Taktilität der Alten bereits nachgelassen hat, wird der Film hingegen mit Action aufgefüllt, die für zehn solcher Filme reichen würde. Darin kann man auch eine Form von Selbstversicherung sehen. Game-Ästhetik, die Verknappung auf kürzeste Perzeptionseinheiten, Waffen als Spielzeug, brutale Effekte – so sieht Kino aus, das eine junge Generation erreichen will, während es die Mythen vergangener Helden(taten) beschwört. An der Mischung aus Söldnertum, alten Kämpfern, die es noch einmal wissen wollen und Sentimentalität, wie Stallone sie gerne bemüht, ändert auch die Hinzunahme einer Frau (Nan Yu) nichts, eher im Gegenteil. So bleibt diese Privatisierung des Krieges durch eine Handvoll „Draufgänger“, die van Damme eine gefährliche Ladung Plutonium in einem entlegenen Tal in Albanien (Achtung, Osteuropa!) entwenden müssen, ein Spiel für Testosteron-Junkies. Dass die Alten in diesem Spiel den einzig Jungen (Liam Hemsworth als Bill the Kid) als Todesfall verlieren müssen, ist dabei nur konsequent. Er stirbt in einer Welt, die – strikt aus Protagonisten-Sicht – in schlammgraue Farben getaucht und in eine unübersichtliche, chaotische Montage zerstückelt ist. Die Versprechung, die sich daraus für das Publikum ergibt, ist „fun“. Diese Spaßdefinition, im B-Moviekleid von großen Studios produziert, müsste man auch einmal diskutieren. Eine Weltsicht (und alte Formel) gibt sie auf jeden Fall weiter: Alle, die Explosionen und pyrotechnische Einlagen des Films überleben, und sei es auch nur, in dem sie sich in Zeitlupe abrollen, zählen zu den Guten. Der Rest hat sich am Ende des Films mit Sicherheit wie von selbst gelöst.