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Gunnar Landsgesell · 19. Jul 2018 · Film

Sicario 2

Josh Brolin und Benicio del Toro tief im Gangland mexikanischer Narcos. Als Teil eines CIA-Plans sollen sie die Kartelle gegeneinander aufwiegeln. Wenig komplexe Fortsetzung von "Sicario", die durch die erratische, rohe Form dennoch zu interessieren weiß.

Es gibt Filme, die weniger durch ihre ausgeklügelte Dramaturgie interessieren als durch ihre rohe Kraft der Unmittelbarkeit. „Sicario 2“ ist so ein Fall. Wenn söldnerhaft wirkende CIA-Agenten durch mexikanisches Ödland brausen, dort ihre nackte Existenz gegen Narcos und korrupte Polizisten verteidigen, dann sind nicht nur staatliche Sicherheiten fern, sondern auch Dinge, die einen als Zuschauer immer beschäftigen: so etwas wie Logik oder der Plot. In „Sicario 2“ sind solche Dinge offenkundig nebensächlich. Nicht, dass dieser Film dramaturgisch unlogisch wäre (oder unlogischer als vergleichbare Filme), die Inszenierung von Regisseur Stefano Sollima beeindruckt aber stärker durch ihre sensomotorische Qualität. Zeit und Raum scheinen außer Kraft, wenn Maschinengewehrsalven knochentrocken knattern, die Kamera nur verhalten der Aktion folgt und der Hinterhalt, in den man hier gerät, nicht im Stil Hollywoods als klassische Duellsituation präsentiert wird. „Sicario 2“ ist ein Thriller, der sich in der Unwägbarkeit des Moments am wohlsten fühlt.

Rudimentäre Dramaturgie 

Nach den trickreichen Manövern im Thriller „Sicario“ (2015), der Emily Blunt als mutmaßlich unbedarfte FBI-Agentin unter extraabgeklärte Kollegen mischte, hat sich Drehbuchautor Taylor Sheridan („Wind River“) stärker auf die Aktion konzentriert. „Sicario 2“ erzählt lose von einem Regierungsplan, die Drogenkartelle Mexikos aufzumischen und findet erneut in Benicio del Toro und Josh Brolin seine zwei hartgesottene Kämpfer dafür: Im Auftrag der CIA wollen sie die Tochter eines Kartellbosses Isabela (stark: Isabela Moner) befreien und damit einen Bandenkrieg lostreten. Dass sich die Männer schließlich von US-Drohnen überwacht, aber außerhalb jeder gesetzlichen Ordnung, tief im Gangland der Narcos befinden, macht sie selbst zu Gejagten. Stefano Sollima, der mit „Suburra“ und der TV-Serie „Gomorra“ bereits ähnliche Milieus in Szene setzte, bleibt auf der inhaltlichen Handlungsebene des Films äußerst blass. Dementsprechend findet sich auch für Catherine Keener, wohl als Ersatz für Blunt ins Buch geschrieben, kein echter Auftrag. Anders Brolin und Del Toro, die sich wie natürliche Verbündete von Sollimas testosterongetriebener Konfliktarchitektur anfühlen. Beide erratisch in ihrem Erscheinen, lassen die rudimentäre Dramaturgie des Films vergessen, wenn sie ihrer Wege gehen. Sollima und Drehbuchautor Sheridan scheinen sich einerseits an billigen Kriegsfilmchoreographien zu orientieren, in denen getötet wird, ohne zu zögern. Andererseits unterlaufen sie Action- und Thrillerdramaturgien durch irritierende Tempowechsel. Die oftmals unkonventionell und eigensinnig agierende Kamera von Dariusz Wolski (“Prometheus”) trägt ihren Teil dazu bei, warum “Sicario 2” doch anders als ein B-Movie wirkt.