Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Gunnar Landsgesell · 08. Sep 2017 · Film

My Cousin Rachel

Eine Liebe im Schatten mörderischer Zweifel - "My Cousin Rachel" erzählt von einem Mann im England des 19. Jahrhunderts, der sich hoffnungslos in seine Cousine verliebt, wiewohl er diese für seine potenzielle Mörderin hält. Rachel Weisz glänzt, in tiefes Schwarz gehüllt, in dieser Rolle.

Von einer Liebe, die an den Rand des Abgrunds führt, erzählt „My Cousin Rachel“, und lotet dabei die schmale Grenze zwischen aufrichtiger Hingabe und zerstörerischer Obsession aus. Sam Claflin (Philip) spielt jenen jungen Mann im England des 19. Jahrhundert, der seine Cousine Rachel (Rachel Weisz) im Verdacht hat, seinen Cousin Ambrose – Rachels Ehemann – ermordet zu haben. In einem Brief an Philip berichtet er, von Rachel vergiftet zu werden. Nun erwartet Philip Rachel auf seinem Landsitz, entschlossen, sie zu überführen, zugleich jedoch irritiert, dass die mutmaßliche, raffinierte Mörderin nicht einmal im Testament von Ambrose erwähnt wird – und nun völlig mittellos auf seinem Landsitz ankommt. Es dauert nicht lange, bis Philip ihr selbst verfallen ist.

Alles Licht verschluckendes Schwarz 

„My Cousin Rachel“ basiert auf einer Vorlage der britischen Schriftstellerin Daphne du Maurier, von deren Büchern sich etwa auch Hitchcock inspirieren ließ. Du Maurier stellt eine geheimnisvolle, unwahrscheinlich starke Frauenfigur einem jungen Mann gegenüber, die für ihn zum reinen Rätsel wird. Liebestoll und zugleich von Zweifeln zerfressen gleicht der einst rationale Mann immer mehr einem in seinen Emotionen Ertrinkenden. Unter der Regie von Roger Michell („Notting Hill“, „The Mother“) schraubt sich dieses präzise inszenierte Charakterstück zu einem tragischen Reigen empor, der mit jeder neuen Szene in einen Psychothriller zu kippen droht. Rachel Weisz, in ein tiefschwarzes, alles Licht verschluckendes Kleid gehüllt, verbreitet eine enigmatische, fast hypnotische Aura, während es ihrer Darstellung nicht an Herzenswärme und Momenten aufrichtiger Zuneigung fehlt. Weisz trägt den gesamten Film, der dramaturgisch kaum Ambitionen hat, über seine beiden Protagonisten hinaus auch die Nebenfiguren mit einer gewissen Intensität aufzuladen. Alles abseits dieser von bohrendem Verlangen und ebensolchem Schmerz geprägten Liebesgeschichte muss verblassen, so scheint es. Als der letzte Glockenschlag zu Mitternacht den Geburtstag und damit die Volljährigkeit von Philip einläutet, rafft er den Schmuck seiner Mutter und Großmutter zusammen, um ihn im Bett seiner Angebeteten auszubreiten. Doch immer wieder vermengt sich in die Selbstentblößung des Einen eine unerklärliche Distanz der Anderen, und öffnet mit jeder Szene aufs Neue viel Raum, um die Beziehung der beiden Figuren zu prüfen. Die irritierende und mit leichtem Spott versetzte Verschiebung üblicher Geschlechterrollen zählt dabei zu den Stärken dieser Inszenierung.