Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Gunnar Landsgesell · 26. Mai 2016 · Film

Money Monster

Enttäuschter Anleger stürmt TV-Studio und nimmt den TV-Moderator einer Börsenshow (George Clooney) als Geisel, weil dieser die Leute falsch beraten hat. Was verheißungsvoll beginnt, zerstreut sich schließlich in komischen Momenten und partikularen Schauplätzen. Regisseurin Jodie Foster hält die Satire nicht durch und behandelt die hier aufgeworfenen Probleme schließlich als kriminalistischen Plot, den man nur aufzulösen braucht.

„Money Monster“ beginnt mit Satire: Ein zynischer, abgefeimter George Clooney als Finanzshow-Moderator Lee Gates, der gerne zu Hip-Hop Klängen mit goldenem Zylinder und großer Kette und zwei schwarzen Frauen im Hintergrund das Intro der Sendung anmoderiert, danach aber zum Apologeten des Heuschrecken-Kapitalismus wird. Statt der Analyse von Börsenunternehmen heißt es Thumbs up und Thums down, Gates als Guru, dem die Anleger heiter folgen sollen. Regisseurin Jodie Foster hat sich hier sogleich mit ihrer Kritik der Medien positioniert, auf jene des Börsenmarktes darf man in weiterer Folge gespannt sein. Als nun der durch Gates geprellte Anleger Kyle (Jack O'Connell) im Studio auftaucht und den TV-Host als Geisel nimmt, um vor laufender Kamera die Wahrheit über sein verschwundenes Geld herauszukriegen, spitzt sich das Geschehen zu: Der entnervte Geiselnehmer  droht mit dem Tod, Lee Gates erweist sich als Hanswurst, dessen üblicher blanker Zynismus die Situation immer wieder zu kippen droht, während hinter den Kameras eine wackere Producerin (Julia Roberts) versucht, die Kontrolle wiederzuerlangen. Clooney, wie stets eine saturierte Erscheinung, überzeugt mit einer Performance zwischen Hilflosigkeit und Arroganz. Der Film findet hier seine stärksten Momente, die Situationskomik immer am Rand zur Katastrophe.

Angst vor eigener Courage

Irgendwie wartet man darauf, dass die große Kiste der Aktienspekulation nun geöffnet wird. Warum kam der Anleger um sein Geld, war er überhaupt gut beraten, an die Börse zu gehen, oder haben wir es hier mit der berüchtigten Blase zu tun, die die Realwirtschaft in den Abgrund reißt? Überraschenderweise zielt Regisseurin Jodie Foster aber weniger auf die großen Zusammenhänge ab, sondern verteilt die Eskalation gewissermaßen auf viele kleine Schauplätze, die nicht viel miteinander zu tun haben. Unter einer wenig glaubhaften, wiewohl satirisch aufbereiteten Wendung lösen sich die Fronten zwischen Geiselnehmer und Geisel auf, und es geht bald um partikulare Probleme, die die zerfallende Dramaturgie nicht mehr zusammenführen können. Quasi der ganze Fernsehsender macht sich nun auf die Suche nach den Machenschaften eines korrupten Unternehmers, wobei die neu ins Zentrum rückenden Figuren reichlich blass und inhaltlich eigentlich irrelevant bleiben. Moralisch gesehen rehabilitieren sich alle durch das Ausfindigmachen eines Superschurken. Das Mediengeschäft ist wieder kritisch geworden und macht seine Hausaufgaben, und Lee Gates, der TV-Moderator, stärkt das Vertrauen in seine Person sowie gleichermaßen das in die Märkte. „Money Monster“ gleicht einer Wahrheitsfindung, die auf halbem Weg falsch abbiegt, sicherheitshalber.