Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Gunnar Landsgesell · 06. Aug 2015 · Film

Mission: Impossible – Rogue Nation

Teil 5 der Mission Impossible Reihe, in der Tom Cruise wieder den Conferencier gibt - Von perfekt inszenierten Actionsequenzen getragen, die zugleich Inhalt, Dramaturgie und Sinn dieses Filmunternehmens ausmachen. Leben bringt Rebecca Ferguson als Gegenentwurf von Cruise'schen Routinen hinein.

Dass in „Mission Impossible – Rogue Nation“ der österreichische Kanzler bei einem Attentat getötet wird, nun gut, es ist in dieser Geschichte eine Randnotiz. Aber solcherart gibt es einige, immerhin ist MI:5 ganz auf seine apart inszenierte Lichtgestalt Tom Cruise als Geheimagent Ethan Hunt ausgerichtet, neben der die restliche Besetzung zwischen Cruises Top-Auftritten der recht unbedeutenden Rahmenhandlung den nötigen Kitt geben soll. Wenn man hier von den zahlreichen Stunts schreibt, die der 53-jährige Hollywood-Star auf Flugzeugen und Motorrädern, in Autos und einer klaustrophobisch inszenierten Kühlwasserturbine eines Kraftwerks selbst meistert, dann klingt das nach dem üblichen Standardprogramm von Actionfilmen. Ist es auch. Nur Cruise macht den Unterschied: Durchtrainiert, aber nicht gerade durch übertriebene Maskulinität (wie zuletzt der hochgepimpte Sean Penn in „The Gunman“) auffallend, führt Cruise mit der steifen Eleganz eines Conférenciers durch die Stunt-Revue seiner unmöglichen Missionen. In diesem Punkt passen auch die Vergleiche dieses Franchises mit der James-Bond-Reihe. Ein Hauch von Roger Moore kommt auf, wenn Tom Cruise über den Schürboden der Wiener Staatsoper wandelt, um dort einen Attentäter mit vornehmer Körperakrobatik zu liquidieren. Regisseur Christopher McQuarrie („Jack Reacher“) hat die Szene entgegen der sonstigen Geradlinigkeit der Inszenierung als Verwirrspiel in einer Parallelmontage angeordnet, die durch ihre unklare Opfer-Täter-Anordnung für Spannung sorgt.
Dass Cruise selbst halsbrecherisch anmutende Actionszenen wie jene, in der er sich an einem fahrenden Flugzeug festkrallt, selbst ausführt, ist nicht nur fixer Bestandteil der PR-Mythologie, die um „Mission Impossible“ gesponnen wird, sondern hält auch einen gewissen altmodischen Charme für jene parat, die zwar hohes Tempo und schnelle Schnitte mögen, die ausufernden Möglichkeiten computergenerierter Bilder aber weniger schätzen. In dieser Hinsicht reklamieren Cruise und MI:5 nicht zu unrecht eine gewisse Bodenständigkeit für sich.

Rebecca Ferguson als Kontrapunkt


Wenn Alec Baldwin als machtgieriger CIA-Chef zu Beginn des Films die Auflösung bzw. Inkorporierung der „Impossible Mission Force“ fordert, während deren Agenten Tom Cruise und Jeremy Renner auch noch durch ein kaum näher beschriebenes Syndikat gleich zweifach in die Mangel genommen werden, dann ist über den Inhalt bereits genug erzählt. Das mag man MI:5 auch positiv anrechnen: Die neue Weltordnung, die das Syndikat irgendwie anstrebt, schlägt sich eher in der klinischen Kälte und der Ästhetik der Knochensägen von Cruises Gegenspielern nieder, als dass man mit hanebüchenen geostrategischen Ideen strapaziert würde. Eine Figur bringt aber doch noch Bewegung in die steril gesetzten Abläufe dieses Films: die schwedische Schauspielerin Rebecca Ferguson ist mit der Figur der Ilsa Faust, die im Auftrag des Syndikats auf Ethan Hunt angesetzt ist, eine Performance gelungen, die die Routinen des Films klar überschreitet. Ferguson setzt mit ihrer akzentuierten Körperlichkeit und der Uneindeutigkeit ihrer Figur einen klaren Kontrapunkt zur pflichtschuldigen Perfektion von Cruises Ethan Hunt.