Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Gunnar Landsgesell · 24. Aug 2017 · Film

Hampstead Park - Aussicht auf Liebe

Die hibbelige bürgerliche Emily (Diane Keaton) und der bärbeißige Eremit Donald (Brendan Gleeson) als unwahrscheinliches Paar in einer romantic comedy, die bis zur Behübschung der Einsiedlerhütte alles durchgeplant hat. Feel good!

Ein Film, so beschaulich wie das Leben, das sich Donald Horner (Brendan Gleeson) vorgestellt hat. Damals, als er vor 17 Jahren aus ein paar Brettern eine Hütte in einem abgelegenen Teil des Hampstead Park errichtet und sich dort niedergelassen – oder sollte man eher sagen, von der Menschheit zurückgezogen hat. Aufgescheucht wird er schließlich nicht nur von der Polizei, die räumen will, sondern auch von Emily (Diane Keaton), die vis-a-vis wohnt, eigentlich auch kein Geld hat, dafür aber von einer Gruppe leicht bornierter Damen, die sie Freundinnen nennt, umgeben ist. Sie alle wohnen im gleichen Haus. Es dauert einige Zeit, bis Emily und Donald aufeinander treffen, da gibt es noch Avancen eines schmierigen Steuerberaters und Problemchen mit einem undichten Dach, aber dann hat Regisseur Joel Hopkins („Last Chance Harvey“) in die Fahrrinne gefunden, in die er steuern wollte. „Hampstead Park“ ist das, was die Amerikaner als Romcom bezeichnen, als romantic comedy. Der bärbeißige Gleeson, der etwas matt wirkt, und die aufgekratzte, leicht neurotische Diane Keaton sind die eigentliche Geschichte, auch wenn sie – nicht nur im Film – nicht wirklich zueinander finden wollen.

Nur keine Disharmonien


Dass dieser Hampstead Park nicht der richtige Boden ist für eine bissige Abrechnung im Stil des sozialkritischen britischen Kinos mit Themen wie Obdachlosigkeit oder Altersarmut macht bereits die Filmmusik vom ersten Ton an klar. Eine süßliche Melodie, die einen fast zu Tode umarmt. Sich derart zu deklarieren, ist andererseits wiederum nur fair. Und obwohl der Film wie aus ferner Distanz seine Akteure beobachtet, als wäre das Gesehene schon Jahre zurück und nicht unmittelbar vor unserem Auge, findet er zu einigen schönen Momenten. Wenn zu üblen Schmähungen Schuhe gegen einen Grabstein geschleudert werden, weil Diane Keaton immer noch auf ihren verstorbenen Ehemann böse ist, dann ist das auf pietätlose Weise komisch. Ein Picknick von Emily und Donald auf einer bunten Blumenwiese findet, wie der Bildhintergrund entblößt, eigentlich auf einem Friedhof statt. Und wenn Emily und eine Gruppe von Aktivisten dem Einsiedler vor der Räumung zu Hilfe eilen wollen, dann reißt der alte Grantler einfach das Transparent (Save the Shack!) aus dem Boden und verschwindet wie ein scheuer Bär im Dickicht dahinter. Gleeson brummt Sätze wie „Lieber ein Verrückter als ein Sklave“, oder „Ich bin kein Wohltätigkeitsobjekt für irgendjemand. Ich lebe, wie ich will.“, die wie leere Drohungen wirken, weil der Film sie sogleich wieder einzudämmen versucht. Disharmonien sind hier nur als die Romcom befördernde Missgeschicke eingeplant, die ein unwahrscheinliches Paar nicht sofort in ein unvermeidliche Ende entlassen sollen.