L-E-V Dance Company mit „Into the Hairy“ beim Bregenzer Frühling (Foto: Katerina Jezz/L-E-V Dance/Bregenzer Frühling)
Gunnar Landsgesell · 01. Jul 2022 · Film

Der beste Film aller Zeiten

Nicht der erste Film, der das Showbusiness auf die Schaufel nimmt, aber eine kühl auf das Wesentliche (Eitelkeiten!) reduzierte Parodie wie diese wird auch nicht alle Tage produziert. Mit Antonio Banderas als ein von sich eingenommener Geck und Penelope Cruz als herrlich exaltierte Star-Regisseurin, die für ihr jüngstes Werk probt: für den besten Film aller Zeiten.

Egozentrikern begegnet man überall. Doch die, um die es hier geht, sind darauf spezialisiert, ihre Selbstbezüglichkeit elegant zu überspielen, oder, je nach Bedarf, strategisch voll einzusetzen. Immerhin handelt es sich um zwei bekannte Schauspieler, mit denen Penelope Cruz in der Rolle der preisgekrönten Filmemacherin Lola Cuevas für ihre neue Arbeit probt. Felix (Antonio Banderas) als Publikumsliebling, eher einfach gestrickt, und Ivan (Oscar Martinez), ein Arthaus-Schauspieler, der sich gewissenhaft auf seine Rollen vorbereitet und damit schon bei der ersten Probe in einen Konflikt mit seinem Kollegen gerät. Die beiden sollen zwei Brüder spielen, die schließlich zu Gegnern werden. In „Der beste Film aller Zeiten“ sind sie es von der ersten Minute an. Mit lauerndem Blick und kühl, fast wie in einem Labor, nahezu ohne musikalische Begleitung, seziert der Film die täglichen Launen und strategischen Kniffe, mit denen die zwei Egomanen einander am Set begegnen. Die Themen dieser Konkurrenz sind dabei nahezu egal. Es geht um die männliche Reproduktionsleistung, darum, wie authentisch man aus dem Stand weinen kann oder schlicht um die Anzahl der eroberten Filmpreise. Das sind Themen, die das Regie-Duo Mariano Cohn und Gaston Duprat nicht neu für ihren Film erfunden hat. Ungewöhnlich hingegen ist, in welch leergeräumtem Setting sie ihren Cast agieren lassen. In der Architektur eines futuristischen Gebäudes treten Banderas und Martinez nur mit jenen Requisiten an, die es eben bei Proben gibt. Ein Stuhl, ein paar Stufen, vielleicht ein Mikrofon. Auch wenn nicht jede Pointe originell wirkt, wächst man langsam in diese eigentümliche Szenerie hinein.

Cruz' Strahlkraft

Eine ungemeine Strahlkraft bringt allerdings Penelope Cruz in die kargen Bilder. Schon ihr erster Auftritt im weißen Overall mit Silberstreifen und roter Mähne wirkt vielversprechend. Breitbeinig sitzt sie jenem Produzenten gegenüber, der diesen Film finanziert, um sich selbst ein Denkmal zu setzen. Was die Regisseurin bisher gemacht hat, interessiert ihn nicht. Sie soll nur die „Beste" sein. Cruz versteht sich darauf, den Anspruch in einer Mischung aus existenziellem Ernst und einem aufkeimenden Sadismus umzusetzen, der wohl jene großen Regisseure ironisiert, die aus ihren Schauspieler:innen angeblich das letzte am Set herausgeholt haben. Cruz ist die Dompteurin ihrer zwei Darsteller, aber vor allem bringt sie eine wundersame Energie in den Film. Das, was Scorsese einmal über DiCaprio gesagt hat, dass dieser wie kein anderer mit der Kamera kommunizieren würde, kann man getrost auch über spanische Schauspielerin sagen. Dem Regie-Duo Cohn und Duprat ist das bewusst, wenn sie für Cruz immer wieder die richtigen Perspektiven finden. Etwa, wenn sie auf einer Bühne die Preise ihrer beiden Schauspieler schreddert, während diese in Zellophan gewickelt hilflos zusehen müssen. Auch aus der Übertreibung gelingt es dem Film zuweilen Humor zu generieren. Ob die Figur der Cruz – anders als ihre zwei Darsteller – tatsächlich nur sich und ihrem Werk treu bleibt, wird am Ende freilich auch noch augenzwinkernd beantwortet.