Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Gunnar Landsgesell · 09. Dez 2016 · Film

Alle Farben des Lebens

Ein Transgender-Drama, das drei Generationen von Frauen porträtiert, von denen die jüngste (Elle Fanning) sich einer Geschlechtsumwandlung unterziehen möchte. Ein Film, der lange sein Thema sucht, und mit Susan Sarandon und Naomi Watts als Familienanhang immer wieder auf komödiantisch zugespitzte Nebenschauplätze abdriftet.

"Wieso kann sie nicht einfach lesbisch sein?" So flapsig Dolly (Susan Sarandon als Oma) und ihre Lebensgefährtin Frances (Linda Edmond) das Problem ihrer Enkelin auch besprechen, so sehr bemüht sich "Alle Farben des Lebens", dieses Transgender-Drama in eine Komödie umzumodeln. Drei Generationen von Frauen leben unter einem Dach im Bedford-Stuyvesant-Viertel in Brooklyn. Neben Dolly ist das noch deren Tochter Maggie (Naomi Watts) und wiederum deren Tochter Ray (Elle Fanning), die mit 16 Jahren auf eine OP zur Geschlechtsumwandlung drängt. Einen Mann gibt es nicht in diesem Haus, in dem es zudem nicht besonders bürgerlich zugeht. Hier wird gemalt und eher unkonventionell gelebt, doch auch das bunte, liberale Milieu scheint seine Not mit der Transgender-Debatte zu haben.

Recht pflichtschuldig handelt "About Ray", so der Originaltitel, zu Beginn sein Thema auf. Da sind die nicht rasierten Achselhaare zu sehen und die (männlich konnotierten) Skateboard-Szenen, zudem eine Ray, die von Jungs aufgerieben wird und sich tapfer wehrt, und auch eine Szene vor dem Spiegel, in der sie sich Binden um ihre Brüste schnürt. Ellen Fanning, Protagonistin von Nicolas Winding Refns "Neon Demon", ist kaum wiederzuerkennen. Der Leidensdruck steht ihr permanent ins Gesicht geschrieben, für den Humor sind die Frauen rund um sie zuständig.

Das ist leidlich spannend, zumal der Film keinen richtigen Zugang zum Thema seiner Hauptdarstellerin zu finden scheint. Die Querelen zwischen Sarandon (bossy) und Watts (unselbstständig) verschieben ständig den Fokus weg von Fanning und es wirkt ganz so, als wäre das Absicht. Erst als der Vater von Ray ausfindig gemacht werden muss, weil auch dessen Unterschrift für eine OP nötig ist, verdichten sich die Ereignisse. Familie wird nun zu einem umkämpften Feld, das unversehens Gefühle freisetzt, und nicht immer zum positiven. In diesem letzten Drittel findet Regisseurin Gaby Dellal noch in eine intensivere Auseinandersetzung, auch wenn es auch diesmal nicht um Transgender geht, sondern ein ganz neuer Nebenschauplatz der Elterngeneration eröffnet wird.