Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 07. Feb 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.2. - 14.2. 2013)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche im Metrokino die spektakuläre Verfilmung von David Mitchells Bestseller „Cloud Atlas“. Zu einer aufregenden Interpretation von Pieter Bruegels Gemälde „Die Kreuztragung Christi“ lädt dagegen das TaSKino Feldkirch mit „Die Mühle und das Kreuz“ ein.

Die Mühle und das Kreuz: Der Pole Lech Majewski erfindet in seinem Film keine Geschichte zur Entstehung von Pieter Bruegels Bild „Die Kreuztragung Christi“, sondern bietet vielmehr eine Interpretation des an Figuren und Szenen überreichen Gemäldes. Immer wieder gleitet die Kamera über das von Schauspielern nachgestellte Bild, erfindet Geschichten zu den dargestellten Figuren,  bringt den Widerstand der calvinistischen Niederländer gegen die katholischen spanischen Besatzer ins Spiel und schaltet diese zeitgenössische Ebene mit der Passionsgeschichte Christi und den damaligen Verhältnissen in Palästina kurz. Aber auch die Bildproduktion selbst schneidet Majewski an und lässt Bruegel (Rutger Hauer) seinem Auftraggeber, dem Antwerpener Kaufmann und Kunstsammler Nicolas Jonghelinck (Michael York) - und damit auch dem Zuschauer – Bildaufbau und Bedeutung einzelner Details erklären.
Kühl und distanziert, hoch akademisch und sicher nicht emotional ist dieser teilweise an ein Diorama erinnernde Film, aber aufregend in seinen inhaltlichen Implikationen und seiner vielschichtigen Interpretation, visuell ein Genuss in den akribisch nachgestellten und farbenprächtig ausgestatteten Figuren von Bruegels Bild und weckt unweigerlich die Lust an der Interpretation von Gemälden insgesamt.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Fr 8.2. bis Di 12.2.


Cloud Atlas: Tom Tykwer und die Wachowski Geschwister verknüpfen in ihrer Verfilmung von David Mitchells Bestseller in einer kühnen Montage sechs Handlungsstränge, die in unterschiedlichen Jahrhunderten spielen: Ausgehend vom Rückblick eines alten Ziegenhirten im postapokalyptischen Hawaii des 25. Jahrhundertson auf sein eigenes Leben wird der Bogen gespannt zur Pazifikreise des Anwalts Ewing (Jim Sturgess) 1849, der Geschichte des jungen homosexuellen Komponisten Frobisher (Ben Whishaw) im England des Jahres 1936, den Recherchen einer amerikanischen Journalistin (Halle Berry) über ein defektes Atomkraftwerk im Jahre 1973, den Erfahrungen eines alten Verlegers (Jim Broadbent), der im England des Jahres 2012 von seinem Bruder in ein Altersheim eingewiesen wird, sowie dem Aufstand einer geklonten Kellnerin (Xun Zhou) gegen ein totalitäres Regime im futuristischen Seoul des Jahres 2144.
Nicht hintereinander, sondern parallel werden die Geschichten erzählt und dennoch bewahrt der Zuschauer immer den Überblick. Die Verschachtelung entspricht ebenso dem Credo des Films, dass alles miteinander verbunden sei, wie die Besetzung der Rollen in den unterschiedlichen Episoden mit den gleichen Schauspielern, die dabei durch Maske nicht nur das Alter, sondern auch das Geschlecht wechseln können.
Die Vielfalt der Geschichten ermöglicht auch ein Spiel mit unterschiedlichen Filmgenres. Vom Seefahrerfilm springt das Regie-Trio zur Rentnergroteske und zur Künstlerbiographie, vom Thriller zum Science-Fiction-Film. Dank des visuellen Reichtums und der Handlungsfülle bleibt das trotz 165 Minuten Länge immer spannend, bleibt aber auch aufgrund des ständigen Szenenwechsels trotz der Parallelen, die sich im Lauf des Films verdichten, an der Oberfläche.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 14.2., 20 Uhr; Sa 16.2., 22 Uhr