Das Nederlands Dans Theater 2 beim Bregenzer Frühling (Foto: Udo MIttelberger)
Walter Gasperi · 07. Nov 2019 · Film

Aktuell in den Filmclubs (8.11. - 14.11. 2019)

Im Skino Schaan läuft diese Woche Scott Z. Burns packender Politthriller "The Report". Das Filmforum Bregenz zeigt Susanne Heinrichs sehr eigenwillige Komödie "Das melancholische Mädchen".

The Report: Scott Z. Burns zeichnet in seinem packenden Politthriller nach, wie der Senatsmitarbeiter Daniel Jones in mehrjähriger mühsamer Kleinarbeit einen Bericht über die mit Folter verbundenen Verhörmethoden des CIA nach den Anschlägen von 9/11 erstellte.
Wie Jones akribisch recherchierte, so lebt auch das Kino-Regiedebüt des erfahrenen Drehbuchautoren Burns ("Das Bourne Ultimatum", "Contagion", "Side Effects") von genauer Recherche, Fokussierung auf den Fakten und schnörkelloser Inszenierung, bei der durch treibende Musik immer wieder die Spannung gesteigert wird. In der Tradition klassischer investigativer Journalistenfilme wie Alan J. Pakulas Watergate-Klassiker „All the President´s Men“ oder zuletzt Steven Spielbergs „The Post“ steht „The Report“ damit.
Klar bezieht der Film dabei Stellung nicht nur gegen die menschenrechtswidrigen bestialischen Verhörmethoden und gegen die scheinbare Allmacht der CIA, die selbst die Untersuchungen des Senats ausspioniert, sondern auch gegen die Vertuschungsversuche und plädiert für lückenlose Aufdeckung und Information der Öffentlichkeit.
Bis in den Nachspann wird dabei Kritik an den politischen Praktiken geübt, wenn Inserts informieren, dass nach Veröffentlichung des an vielen Stellen geschwärzten Berichts niemand wegen der Folterungen angeklagt, sondern viele der Beteiligten sogar befördert wurden, einer davon inzwischen sogar Chef des CIA ist. – Ändern wird daran auch dieses starke und politisch engagierte Kinostück nichts, Missstände aufzudecken und bewusst zu machen und das Publikum damit aufzurütteln, ist aber kein kleines Verdienst.
Skino Schaan:
Sa 9.11., 18.15 Uhr; So 10.11. + Mo 11.11. - jeweils 20.30 Uhr


Das melancholische Mädchen:
Susanne Heinrichs Siegerfilm des heurigen Max Ophüls-Wettbewerbs gehört sicherlich zu den originellsten Produktionen des Jahres. Gleich schon in der ersten Szene macht Marie Rathscheck wohl als Alter Ego der Regisseurin klar, dass das kein konventioneller Spielfilm wird. Nur mit einem Mantel aus Kunstpelz bekleidet steht sie vor einem Poster mit Palmen und türkisem Meer und reflektiert darüber, wie wenig sich melancholische Mädchen als Hauptfiguren eines Films eignen.
Statt eine Handlung zu entwickeln, lässt Heinrich ihre Protagonistin in 14 Episoden, die jeweils mit einem Titel eingeleitet werden, mit den Leuten, denen sie begegnet, über die Mutterrolle ebenso wie über die der Ehefrau, über Feminismus und ihre Depression diskutieren. Extrem stilisiert sind dabei immer die in kräftigen Farben gehaltenen Kulissen, meist in Frontalaufnahmen aufgenommen sind die Szenen.
Leicht könnte das kopflastig werden, doch Heinrich hat das mit so einer Verspieltheit und solchem Einfallsreichtum inszeniert, dass man sich bei diesem Debüt, sofern man sich auf dessen alle Konventionen hinter sich lassende Erzählweise einlässt, bestens unterhalten kann.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 13.11., 20 Uhr


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