Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Walter Gasperi · 05. Jul 2018 · Film

Aktuell in den Filmclubs (6.7. - 12.7. 2018)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Silvio Soldinis Liebesfilm „Die geheimen Farben der Liebe“. Beim Open-Air Hard-Movie stehen am Harder Bodenseeufer nicht nur in „Hidden Figures“ starke Frauen im Zentrum.

Il colore nascosto delle cose – Die geheimen Farben der Liebe: Ein Werbegrafiker, der schnell, aber oberflächlich lebt, lernt eine blinde Osteopathin kennen. Ihr mag es an Sehkraft fehlen, aber sie ruht in sich und wird so in Silvio Soldinis Liebesfilm den Womanizer lehren, die wesentlichen Dinge im Leben zu sehen. Der Weg dahin ist freilich weit und auch Konflikte bleiben nicht aus.
Überraschend ist diese Geschichte an sich kaum, aber den glänzend harmonierenden Hauptdarstellern Valeria Golina und Adriano Giannini zuzusehen, bereitet dennoch Vergnügen. Ihre Gegensätzlichkeit ist Motor und Kraftzentrum der leichthändig erzählten Geschichte. Wie in seinem Erfolg „Brot und Tulpen“ erzählt Soldini dabei letztlich auch hier eine Selbstfindungsgeschichte. Während sich dort eine biedere Hausfrau emanzipierte, muss hier der Werbegrafiker sich wandeln. Einfühlsam bietet Soldini dabei auch einen Einblick in die Wahrnehmung von Blinden, die die Dinge anders, aber gerade durch das Fehlen des Sehorgans teils genauer und intensiver wahrnehmen, wenn die Protagonistin die Präsenz eines Hundes in einer Bar ebenso fühlt, wie sie riecht, dass ein Auto neu ist oder im Blumenladen die vielfältigen Gerüche erfahrbar macht.
Geschickt wechselt dabei Soldini auch immer wieder die Perspektiven, folgt bald Teo und bietet Einblick in dessen Leben, bald Emma und spielt dabei auch mit dem Filmformat. Bald engt er es ein, wenn die Figuren allein oder verloren sind, dehnt es zur Breitwand, wenn sich das Glück breitmacht. Gleiches gilt auch für das Spiel mit der Schärfe, die extrem zurückgenommen wird, wenn die Figuren in eine Krise stürzen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Fr 6.7., 22 Uhr

Hidden Figures: Anfang der 1960er Jahre herrschte in den USA noch Rassentrennung, doch auf drei geniale afroamerikanische Mathematiker konnte die NASA im Wettlauf gegen die Sowjets um die Vormachtstellung im All dennoch nicht verzichten.
Kurz angeschnitten werden zwar Demonstrationen für Bürgerrechte oder ein Anschlag auf einen Bus mit Afroamerikanern, aber sehr versöhnlich bleibt Theodore Melfis Film insgesamt, familientauglich einen leichten Ton forcierend, statt hart und bitter die Rassentrennung zu attackieren.
Melfi zeigt zwar deren vielfältigen Auswirkungen ebenso wie die Benachteiligung der Frauen, aber eben auch immer, wie diese Diskriminierung durch Beharrlichkeit überwunden und Mauern förmlich eingerissen werden können.
So sehr Melfi dabei die Geschichte der drei Mathematikerinnen auch fiktionalisiert, so versucht er die Historizität doch immer wieder zu betonen, indem er grobkörniges, teilweise auch schwarzweißes Archivmaterial einschneidet, das er dann bruchlos in Filmszenen übergehen lässt.
Für einen großen Film ist „Hidden Figures“ zu glatt, lässt Bruchstellen und Ambivalenzen, aber auch entscheidenden Tiefgang vermissen, unterhält aber auf sympathische Art. Denn das ist sicher erzählt, mischt Gefühl und Witz mit Spannung, bietet ein starkes und stark gespieltes Frauentrio im Zentrum (Taraji P. Henson, Octavia Spencer, Janelle Monáe), das in dem von Kevin Costner zurückhaltend gespielten NASA-Chef und Kirsten Dunsts Abteilungsleiterin starke weiße Gegenpole hat, evoziert auch mit der detailreichen Ausstattung die Atmosphäre der Zeit und hat natürlich das Herz auf dem rechten Fleck. – Die Feier dieser Frauen und ihrer lange Zeit verschwiegenen Leistungen kommt zwar sehr spät - aber besser spät als nie.
Hard-Movie, Open-Air im Stedepark, Hard: Sa 7.7., Einlass + Bewirtung ab 19 Uhr; Filmbeginn bei Einbruch der Dunkelheit