Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 04. Okt 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (5.10. - 11.10. 2012)

Auf dem Programm des TaSKino Feldkirch steht diese Woche die Nahost-Komödie „Das Schwein von Gaza“. Werner Herzog vermittelt dagegen in seinem Dokumentarfilm „Die Höhle der vergessenen Träume“, der vom FKC Dornbirn gezeigt wird, dem Zuschauer mittels grandioser 3D-Bilder fast greifbar altsteinzeitliche Höhlenmalereien.

Le cochon de Gaza – Das Schwein von Gaza: Vor der Küste des Gaza-Streifens geht einem armen palästinensischen Fischer statt der erhofften Fische ein Schwein – unklar bleibt, woher es kommt – ins Netz. Doch was soll der Muslim mit dem unreinen Tier machen? Als er versucht es loszuwerden, wird er hautnah mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt konfrontiert.
Das Spielfilmdebüt des Journalisten und Fotografen Sylvain Estibal beginnt märchenhaft, schlägt später einen Haken in Richtung Drama und endet poetisch mit einer Utopie. Von der Anlage her durchaus interessant verliert „Le cochon de Gaza“ leider durch einen überzeichnet naiven Protagonisten und Overacting eines von Ulrich Tukur gespielten UNO-Beamten an Überzeugungskraft. So ernst der Hintergrund ist, so wenig bekommt man davon in der biederen Bildsprache zu spüren. Zu offensichtlich trägt Estibal das Plädoyer für Versöhnung der Volksgruppen vor sich her, zu wenig Biss entwickelt diese Komödie, um als Satire zu begeistern. Zahnlos wirkt die Kritik an einer radikalen Gruppierung und Selbstmordanschlägen ebenso wie an der israelischen Besetzung oder an überzogenen religiösen Vorschriften.
Gut möglich allerdings auch, dass das multilinguale Original, das vom TaSKino gezeigt wird, einen wesentlich besseren Eindruck als die deutsche Synchronfassung hinterlässt, in der durch das gnadenlose Eindeutschen der Vielsprachigkeit Lokalkolorit und Atmosphäre praktisch vernichtet werden.
TaSKino Feldkirch im Kino Rio: Sa 6.10., 22 Uhr; Mo 8.10., 18 Uhr; Di 9.10., 19.30 Uhr; Mi 10.10., 21.30 Uhr; Do 11.10., 19.30 Uhr


Die Höhle der vergessenen Träume:
Werner Herzog zeigt mit seinem Dokumentarfilm, welch überwältigende Eindrücke 3D erzeugen kann. Schon immer faszinierten den Deutschen, der in seiner Heimat ziemlich in Vergessenheit geraten ist, in Amerika aber ein Star ist, extreme Welten und Regionen. Für „Die Höhle der vergessenen Träume“ durfte er nun im Auftrag des amerikanischen History Channels mit einem kleinem Filmteam in die erst 1994 entdeckte Chauvet-Höhle im französischen Ardeche-Tal und damit mit modernster Technik zu den Ursprüngen menschlicher Bildproduktion vordringen.
In dieser Höhle finden sich die ältesten Malereien der Menschheit und Herzog hält diese, aber auch die Enge der Höhle in grandiosen Bildern nicht nur fest, sondern lässt sie in der Dreidimensionalität fast greifbar erscheinen. In seinem Kommentar sinniert er – ohne freilich zu Antworten zu kommen – über das damalige Leben, holt Auskünfte von Archäologen ein und schlägt im Finale einen überraschenden Bogen zur Gegenwart, wenn er in Kontrast zur Eiszeit, die vor 30.000 Jahren in dieser Region herrschte, in ein nahe gelegenes Gewächshaus entführt, in dem das Kühlwasser eines Atomreaktors ein tropisches Klima ermöglicht, in dem sich Krokodile rasch vermehren. Visuell brillant, mal pathetisch und dann wieder witzig im Kommentar, stört einzig die penetrante Musiksauce.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 10.10., 21.30 Uhr; Do 11.10., 19.30 Uhr