Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 03. Aug 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (4.8. - 10.8. 2017)

Das Filmfest Vaduz startet dieses Wochenende sein heuriges Programm unter anderem mit Ben Wheatleys wilder Ballerei "Free Fire". Beim Filmforum Bregenz steht mit "Mal de pierres - Die Frau im Mond" ein klassisches Melodram auf dem Programm

Free Fire: Zwei Männer im LKW nachts unterwegs zu einem Treffpunkt. Unterwegs nehmen sie eine Frau mit. In einer leerstehenden Fabrikhalle treffen sie auf ihre Geschäftspartner. Sie wollen Waffen kaufen, halten dafür einen Geldkoffer bereit. Doch keiner traut hier dem anderen, ständig muss jemand sich bemühen die erhitzten Gemüter zu beruhigen, bis dann doch einer zu schießen beginnt…
Etwa 30 Minuten dauert die Exposition, dann folgt ein 60-minütiges Feuergefecht, bei dem sich wechselnde Allianzen bilden, jeder hinter dem Geldkoffer her ist, zunächst keiner tödlich verletzt wird, aber bald jeder angeschossen ist und nur noch durch die Halle kriechen kann.
Wie eine Fingerübung wirkt Ben Wheatleys im Boston der späten 1970er Jahre spielender Film, ein Training in Sachen Inszenierung auf engstem Raum und in Echtzeit. Konsequent hält er auch wie einst Quentin Tarantino in dessen  Debüt „Reservoir Dogs“, dessen Vorbild hier unübersehbar ist, die Einheiten von Raum und Zeit ein, teilt praktisch nichts über die Figuren, mit, sondern beschränkt sich darauf, gekonnt und mit geschicktem Spiel mit Licht und Farben, mit beweglicher Kamera und schnellem Schnitt im geschlossenen Raum Dynamik zu entwickeln. Wirklich mitfiebern will man bei dem Geballere aber kaum, denn mit Ausnahme von Brie Larsons Justine bleiben alle Figuren unsympathisch, sodass einem ziemlich egal ist, wer hier wen erschießt.
Filmfest Vaduz, Peter-Kaiser-Platz: Sa 5.8., 23.15 Uhr


Mal de pierres – Die Frau im Mond:
Nach dem Bestseller von Milena Agus erzählt Nicole Garcia in ihrem klassischen Melodram von einer Frau, die sich im ländlichen Südfrankreich der 1940er und 1950er Jahre leidenschaftlich nach großer und intensiver Liebe sehnt, sich dabei aber auch zwischen Wahn und Wirklichkeit verliert.
Ganz auf die großartige Marion Cotillard hat Nicole Garcia „Mal de pierres“ – der Titel bezieht sich auf das Nierensteinleiden der Protagonistin – zugeschnitten. In jeder Szene ist sie präsent, sie trägt mit ihrer Präsenz den Film, vermittelt in ihren Blicken intensiv die Leidenschaft und die Sehnsucht dieser Frau.
Wunderbar zurückhaltend spiel neben ihr der Deutsch-Spanier Alex Brendemühl ihren Mann José, der scheinbar alles gelassen hinnimmt, aber stets seine grenzenlose Liebe spüren lässt.
Postkartencharakter haben zwar die leuchtenden, von lila Lavendelfeldern bestimmten Bilder der Provence, doch diese Landschaftsbilder verleihen „Mal de pierres“ auch visuellen Glanz. Und zudem lässt Christophe Beaucarne die Kamera dabei immer wieder durch Türen blicken, trennt Innen von Außen. Wie der Weite der Landschaft das Innere der Häuser gegenübersteht, so der Tiefe und Leidenschaftlichkeit von Gabrielles Gefühlen auch die gesellschaftliche Enge, bei der auch der Katholizismus eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt.
Gleichzeitig erzählt Garcia über Gabrielles Geschichte hinaus aber auch von der gesellschaftlichen Entwicklung einfacher Saisonarbeiter, die in den 1950er Jahren ins Kleinbürgertum aufsteigen.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 9.8., 20 Uhr + Fr 11.8., 22 Uhr