Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 30. Mai 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (31.5. - 6.6. 2013)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems Radu Mihaileanus Spielfilm „Va, vis et deviens – Geh und lebe“. Ein Klassiker steht dagegen im Kunstmuseum Liechtenstein mit John Cassavetes Debüt „Shadows“ auf dem Programm.

Va, vis et deviens – Geh und lebe: In knappen Zügen legt Radu Mihaileanu mit Archivbildern und Off-Text die Ausgangssituation dar: 1984 ließ der israelische Geheimdienst in der „Operation Moses“ Falaschas, schwarze äthiopische Juden, die aus Äthiopien in den Sudan geflüchtet waren, ausfliegen, um sie vor Hungertod, Verdursten oder der Verfolgung durch sudanesischen Moslems zu retten.
Vom großen Thema engt der in Frankreich lebende rumänische Regisseur den Kreis ein und die Inszenierung setzt ein: In einem Flüchtlingslager stirbt das Kind der Jüdin Hana, eine Christin sieht darin eine Chance ihren Sohn zu retten, übergibt ihn der Jüdin und schickt ihn mit den Worten „Geh, lebe und werde“ weg.
Einfühlsam, aber nicht sentimental erzählt Mihaileanu in linearem, aber in der Konzentration auf Identifikationsfiguren, durch die Unterlegung mit emotionalisierender Musik und die Herausarbeitung ebenso spannender wie witziger Szenen spannend von der doppelten Assimilation und Selbstverleugnung der sich dieser Junge in Israel unterziehen muss. Denn erstens wird er als Schwarzer in der weißen Gesellschaft ausgegrenzt, zweitens muss er – eine Analogie zur Maskerade in Mihaileanus „Train de vie“ – seine wahre christliche Identität verleugnen.
Eindringlich vermittelt Mihaileanu die Belastung, die diese Assimilation für den Jungen darstellt und macht auch die innerjüdischen Widerstände gegen die schwarzen Juden sichtbar. An Dichte verliert der in der harmonisierenden Figurenzeichnung allerdings allzu glatte Film erst gegen Ende, wenn an die Stelle ausführlichen Erzählens Kurzatmigkeit und eine schnelle Abfolge von Highlights tritt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 6.6., 20 Uhr


Shadows: "This film you have just seen was an improvisation", erklärt ein Schlussinsert zu John Cassavetes 1959 entstandenem ersten Spielfilm. Frei agieren ließ der New Yorker – zumindest scheinbar – seine Darsteller und folgte völlig gelöst von Zwängen ihren äußeren Bewegungen und inneren Regungen mit der Kamera. Dies verleiht den Filmen von Cassavetes eine Natürlichkeit und Echtheit und damit eine Intensität, wie man sie erst 30 oder 40 Jahre später in den Filmen der dänischen Dogma-Gruppe wieder finden wird.
Keine zwingende Geschichte stellt sich in „Shadows“ ein, der in den über 50 Jahren seit seiner Uraufführung in keinster Weise gealtert ist, vielmehr reiht Cassavetes - zumal am Beginn – Momentaufnahmen aus dem Leben einiger New Yorker aneinander. Frei schwebend wie der Jazz, der diesem mit einer 16mm-Kamera an Originalschauplätzen und in Schwarzweiß gedrehten Film unterlegt ist, ist die Szenenfolge. Erst langsam kristallisiert sich heraus, dass es im Kern um Rassengegensätze geht, um einen Afroamerikaner, der in seiner Community beheimatet ist, während dessen hellhäutigen Geschwister heimatlos zwischen den Gruppierungen stehen, von den Weißen genauso wenig akzeptiert werden wie von den Afroamerikanern.
Kunstmuseum Liechtenstein: Do 6.6., 20 Uhr