Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 29. Nov 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (30.11. - 6.12. 2012)

Am Spielboden Dornbirn läuft noch einmal die Dokumentation „Mama Illegal“, in der Ed Moschitz drei moldawische Mütter über sieben Jahre begleitet. FKC Dornbirn und Filmforum Bregenz zeigen dagegen mit „Hasta la vista“ eine flotte und freche Komödie über drei junge Männer mit Behinderung, die endlich einmal Sex haben möchten.

Mama Illegal: Moldawien ist das ärmste Land Europas. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 80 %, das durchschnittliche Monatseinkommen bei 100 Euro. Um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, lassen sich viele Frauen illegal von Schleppern gegen rund 5000 Euro nach Mitteleuropa bringen, um hier vorwiegend als Putzfrauen Geld zu verdienen.
Der ORF-Journalist Ed Moschitz („Am Schauplatz) hat drei Frauen sieben Jahre lang (2004 bis 2011) begleitet. Er zeigt die tristen Verhältnisse im moldawischen Dorf, in dem Pferdekutschen über Lehmstraßen holpern, fokussiert vor allem aber auf den Kindern, die ohne Mutter aufwachsen. Bewegend ist eine Szene in der Volksschule, in der die Lehrerin aufzeigt, dass praktisch von jedem Kind zumindest ein Elternteil im Ausland lebt. In ruhigem Rhythmus pendelt Moschitz zwischen diesen Szenen in Moldawien und der Schilderung des Lebens und der Arbeit von Aurica und Natascha in Wien sowie Raia in Bologna. Immer wieder fließen Tränen, wenn sie ihre Kinder auf Videos sehen und über die Trennung berichten. Moschitz verzichtet auf einen Kommentar, beschränkt sich auf begleitende Beobachtung, wobei er die Kamera auch nicht ausschaltet, wenn die Frauen in Tränen ausbrechen oder Natascha bei Erhalt des Abschiebebescheids im Amt zusammenbricht.
Ganz auf der emotionalen Ebene arbeitet „Mama Illegal“, fällt keine vorschnellen Urteile, schildert dafür eindrücklich die Not in Modawien und bewegend die Folgen, die die langjährige Trennung der Mütter von Kindern hat: Mit Geld kehren sie zwar zurück, doch ihre Kinder sind inzwischen nicht nur erwachsen, sondern ihnen auch fremd.
Spielboden Dornbrin: Fr 30.11., 20.30 Uhr


Hasta la vista: Geoffrey Enthoven erzählt in seinem Roadmovie von drei körperlich behinderten jungen Männern, die in einem klapprigen Bus nach Spanien aufbrechen, um in einem auf Menschen mit Behinderung spezialisierten Bordell sich endlich ihren Wunsch vom ersten Sex zu erfüllen.
Enthoven ließ sich von einer BBC-Dokumentation über den querschnittgelähmten Amerikaner Asta Philpot, der für das Recht von Menschen mit Behinderung auf Sex kämpft, zu seinem Spielfilm anregen. Ganz ohne Wehleidigkeit erzählt er, lässt die Protagonisten Witze über sich selbst machen, bleibt frech und politisch unkorrekt und sorgt gerade damit dafür, dass der Zuschauer dieses Trio ins Herz schließt. Denn man lacht hier nicht über den an den Rollstuhl gefesselten todkranken Lars, den vom Hals abwärts gelähmten Philip und den beinahe blinden Jozef, sondern nimmt sie ernst als Menschen, sieht nicht ihre Behinderung, sondern vielmehr ihre Sehnsüchte und Wünsche.
In der realistischen und differenzierten Zeichnung, der glänzend besetzten Protagonisten – kaum zu glauben, dass das Trio die Behinderungen „nur“ spielt – gewinnt „Hasta la vista“ Überzeugungskraft. Sie sind das Herz des Films, erwecken ihn zum Leben, sorgen mit ihrem Spiel dafür, dass dieses Roadmovie nie in Rührseligkeit und Selbstmitleid abgleitet, nie schwerfällig wird, sondern Leichtigkeit bewahrt und  mit trockenem Witz bestens unterhält, gleichzeitig aber auch bewegt. Die äußere Reise korrespondiert so mit der inneren. Schwierigkeiten und Pannen fehlen dabei freilich nicht, sorgen für Witz, bis sie das Ziel erreichen, doch da läuft zunächst auch nicht alles nach Plan.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 5.12., 21.30 Uhr + Do 6.12., 19.30 Uhr – fläm. O.m.U.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 5.12., 20 Uhr (Deutsche Fassung); Fr 7.12. 22 Uhr (fläm. O.m.U.)