Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Walter Gasperi · 26. Jän 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (27.1. - 2.2. 2017)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche Derek Cianfrances Melodram „The Light Between Oceans“, am Spielboden Dornbirn steht nochmals Ken Loachs bewegendes Sozialdrama „I, Daniel Blake“ auf dem Programm.

The Light Between Oceans: Mit dem ungewöhnlichen Beziehungsdrama „Blue Valentine“ und „The Place Beyond the Pines“ hat sich Derek Cianfrance als interessanter neuer US-Regisseur präsentiert. Überraschend klassisch, ja altmodisch ist im Vergleich dazu „The Light Between Oceans“, bewundern muss man geradezu den Mut Cianfrances so gegen alle Modeströmungen ein klassisches Melodram zu inszenieren.
Im Zentrum der Verfilmung von M. L. Stedmans nach dem 1. Weltkrieg an der Westküste Australiens spielendem Bestseller steht ein Leuchtturmwärterpaar, das ein gestrandetes Baby aufnimmt. Das Glück scheint für das bislang kinderlose Paar vollkommen, bis der Mann auf die leibliche Mutter stößt.
Das Meer und die Gesichter der Protagonisten, Landschaftstotalen und Großaufnahmen bestimmen den Film. Wie das Meer tobt, so scheinen die Menschen vom Schicksal gebeutelt zu werden. Man sieht Michael Fassbender von Anfang an an, dass er den Krieg zwar äußerlich unbeschadet überstanden hat, aber schwere innere Wunden davongetragen hat. Er spielt seinen Tom emotionslos, förmlich mit versteinerter Miene, von Pflichtbewusstsein statt von Gefühlen geleitet. Alicia Vikanders Isabelle dagegen ist leidenschaftlich, verletzlich, das eigene Glück über Pflicht und Regeln stellend, auch unschuldig, jugendlich vom Gefühl geleitet, voll Emotionen.
So ist auch „The Light Between Oceans“ ein Film der großen Emotionen, bietet reines Gefühlskino und beschränkt sich ganz auf das schicksalhafte Geflecht der drei Protagonisten. Doch für den Zuschauer will sich diese Emotionalität nicht durchgängig einstellen. In großen Bildern und durchaus mit Gespür ist das inszeniert, auch das Spiel von Fassbender und Vikander sorgt für emotionale Momente, doch nach dichtem Beginn, zieht sich die Handlung nach Annahme des Kindes doch, bis der Film mit der Konfrontation mit der leiblichen Mutter emotional wirklich einschlägt.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 28.1., 22 Uhr

I, Daniel Blake: Am Schicksal eines einfachen Schreiners macht Ken Loach in seinem in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Drama den bürokratischen Irrsinn der heutigen Arbeitsvermittlung sichtbar.
Keine Kunstfertigkeit soll hier zur Schau gestellt werden, sondern die Unmenschlichkeit der heutigen neoliberalen Welt soll aufgedeckt werden. Die Demütigung und Reduktion des Menschen auf eine Nummer soll an einem Einzelschicksal plastisch vor Augen geführt werden. Bewusst machen will Loach, dass Leute wie sein Daniel Blake Respekt verdienen, denn unzweifelhaft ist, dass dieser Schreiner sein Leben lang ein rechtschaffener und brav arbeitender Bürger war, der nun mit knapp 60 nach einem Herzinfarkt zunehmend in die Armut schlittert.
In jeder Szene ist der von Dave Johns großartig gespielte Protagonist präsent. Gänzlich undramatisch und unaufgeregt erzählt Loach in dem auch in den Nebenrollen perfekt besetzten Sozialdrama ohne den kleinsten Durchhänger die zu Herzen gehende Geschichte.
Nüchtern protokolliert der Altmeister, entwickelt die Handlung dank des sorgfältig aufgebauten Drehbuchs von Paul Laverty mit großer Konsequenz und Stringenz und löst mit dem unbestechlichen und bestechend genauen Blick für die Realität und den Teufelskreis, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint, Erschütterung aus, die nachwirkt und zum Nachdenken anregt.
Spielboden Dornbirn: Sa 28.1., 19.30 Uhr