Das UNPOP-Ensemble zeigt derzeit das Stück "Fairycoin" im Theater Kosmos. (Foto: Caro Stark)
Walter Gasperi · 24. Nov 2016 · Film

Aktuell in den Filmclubs (25.11. - 1.12. 2016)

Am Spielboden Dornbirn geht diese Woche die gemeinsam mit dem Jüdischen Museum Hohenems kuratierte Filmreihe zur Ausstellung "Übrig" mit einer Vorführung des Dokumentarfilms "Das große Museum" zu Ende. In der Kammgarn Hard wird Ken Loachs hinreißendes Feelgood-Movie "Angel´s Share - Ein Schluck für die Engel" gezeigt.

Das große Museum: Johannes Holzhausen gelingt im kommentar- und musiklosen Blick hinter die Kulissen des Wiener Kunsthistorischen Museums ein ebenso facettenreiches wie witziges Porträt dieser 1891 eröffneten Institution. Besucher und Gemälde spielen hier eine Nebenrolle, im Mittelpunkt stehen die Arbeitsprozesse.
Zwei Jahre schauten der Regisseur und seine Kameraleute Joerg Burger und Attila Boa den Museumsangestellten von der Direktorin Sabine Haag und dem kaufmännischen Geschäftsführer Paul Frey über Restauratoren bis zum Reinigungsdienst bei der Arbeit zu. Den zeitlichen Rahmen des Films steckt die Sanierung der Kunstkammer ab: Am Beginn steht eine Szene, in der mit einem Pickel brachial der Parkettboden aufgerissen wird, am Ende die feierliche Eröffnung im März 2013.
Bei Budgetsitzungen ist Holzhausen ebenso dabei wie bei Diskussionen über Logo und Marketing, macht auch strenge Hierarchien und fehlende Kommunikation zwischen den Abteilungen sichtbar. Aber nicht nur informativ ist dieser Dokumentarfilm, sondern verfügt auch über eine gehörige Portion Humor: Da verfolgt die Kamera in langer Steadycam-Fahrt einen Angestellten auf seinem Scooter durch den Verwaltungstrakt, bis er vor einem Kopierer stoppt, und nicht nur akribische Restaurationen sind nötig, sondern auch der Penis einer Herkules-Statue muss gesäubert werden.
Spielboden Dornbirn: Mi 30.11., 19.30 Uhr


Angel´s Share - Ein Schluck für die Engel:
Die Ausgangssituation ist alles andere als hoffnungsvoll. Denn trotz junger Jahre stehen Robbie, Mo, Rhino und Albert nicht zum ersten Mal vor dem Richter: Albert hat betrunken den Zugverkehr behindert, Mo klaut immer wieder, Rhino hat auf ein Denkmal uriniert und Robbie, der schon im Knast saß, weil er in einem Wutanfall einen anderen Jugendlichen fast zu Tode geprügelt hat, hat sich schon wieder in eine Rauferei verwickeln lassen. Weil Robbies Freundin aber hochschwanger ist, entgeht er einer langjährigen Haftstrafe und wird wie die anderen Angeklagten zu Sozialdienst verurteilt.
Keinen Ausweg scheint es aus der Misere zu geben, doch ein gutmütiger Sozialarbeiter weckt Robbies Interesse für edlen und sündteuren Whisky, der bei den vier gefallenen Engeln bald den Plan für einen ebenso verwegenen wie coolen Coup reifen lässt.
Keine besondere Kunstfertigkeit scheint die Filme von Ken Loach auszuzeichnen, sie wirken wie dem Leben abgeschaut, auch wenn die Handlung hier märchenhafte Züge aufweist. Prägnant zeichnen Loach und sein langjähriger Drehbuchautor Paul Laverty die Figuren und ihre Situation. Witz hat da schon die Eröffnung, Doch immer mischt sich darunter auch Mitgefühl mit den Helden, die nie eine Chance hatten, und Kritik an einer Justiz, die emotionslos fließbandartig Urteile fällt.
Nie verliert diese warmherzige Komödie die Bodenhaftung. Bestens unterhält man sich, weil Loach nicht nur Partei für die Underdogs ergreift und sie für einmal über ihr Schicksal triumphieren lässt, sondern auch mit der Reise durch Schottland und der ausführlichen Schilderungen von Whisky-Degustationen eine großartige Liebeserklärung an dieses Land und sein Nationalgetränk vorlegt.
Kammgarn Hard: Mi 30.11., 20.30 Uhr