Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 22. Aug 2010 · Film

Aktuell in den Filmclubs (23.8. - 29.8. 2010)

Once: Musik steht im Zentrum von Jim Carneys „Once“ – aber die Begriffe Musical und auch Musikfilm treffen hier nicht. Fürs erstere fehlen Glamour, Süßlichkeit und die choreographierten Tanzszenen, fürs zweite die reine Konzentration auf die Musik. In „Once“ entwickelt sich nämlich die Musik ganz aus der Story heraus, ist Teil der Geschichte und drückt die Gefühle der Figuren aus, ohne dass diese aus irgendeinem unmotivierten und irrealen Antrieb heraus zu singen beginnen müssten.
Von selbst versteht sich nämlich, dass ein irischer Straßenmusikant singt. Wenig überraschend ist auch, dass er gerade mit den persönlichen Liedern, die er spät in der Nacht spielt, eine junge tschechische Migrantin, die als Blumenverkäuferin jobbt, anlockt. Über die Musik kommen sich die Beiden langsam näher, aber eine echte Liebesgeschichte entwickelt sich nur ansatzweise, gibt es da doch auch noch einen Mann in der tschechischen Heimat.
Neben den wunderschönen Songs liegt die Stärke von Carneys Film in seinem dokumentarischen Blick, der unspektakulären Erzählweise und der daraus resultierenden Natürlichkeit und Echtheit. Da werden keine Emotionen und keine Geschichte hineingepresst, sondern man sieht vielmehr ganz durchschnittlichen Menschen bei ihren Gefühlen, Träumen und Sehnsüchten zu – und erkennt sich darin vielleicht wieder.
Erst wenn gegen Ende die Geschichte forciert wird und die Erzählweise zu Kurzatmigkeit neigt, verliert dieses Spielfilmdebut etwas an Kraft und Dichte. – Ein be- und verzauberndes Kleinod bleibt "Once" dennoch.
Open-Air Kino im Schloss Amberg, Feldkirch: Di, 24.8., 21 Uhr


Il vangelo secondo – Das 1. Evangelium: Matthäus: Einen Skandal provozierte der erklärte Marxist und ketzerische Katholik Pasolini 1964 schon mit der bloßen Ankündigung das Leben Christis zu verfilmen. Schon vor der Premiere bei der Biennale in Venedig kam es zu Protesten durch die italienischen Faschisten, die „eine Beschmutzung einer Quelle des christlichen Abendlandes“ befürchteten. Doch so zwiespältig Pasolinis Film auch sein mag, er gilt doch immer noch zumindest als "der beste aller misslungenen Jesusfilme".
Pasolini betonte das sozialrevolutionäre Moment der christlichen Botschaft schon dadurch, dass er diese Bibelverfilmung nicht in Palästina sondern in Süditalien - in der Dritten Welt innerhalb der Ersten Welt - drehte. Mit der Handkamera und dokumentarischem Gestus fängt der Italiener am Beginn seines Films die karge Landschaft und die Armut in langen dialoglosen Passagen ein. Durch die Verlegung der Handlung von Palästina ins Mezzogiorno wird die biblische Geschichte aktualisiert und die Rückständigkeit Süditaliens aufgezeigt.
Nichts hat Pasolinis Film mit kitschigen Bibelverfilmungen gemein, nicht mit Stars sondern mit Laiendarstellern wurden alle Rollen besetzt, die in expressiven Großaufnahmen ihren Text direkt in die Kamera sprechen. Nach der Schilderung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse am Beginn, vertraut Pasolini ganz auf die Wirkung des Evangeliums, dem jedes gesprochene Wort entnommen ist. Der Musikkommentar stärkt dabei wieder das sozialrevolutionäre Element: neben Sakralmusik von Mozart und Bach verwendete Pasolini auch ein russisches Partisanenlied, das der Kreuzigung unterlegt ist.
TaKino Schaan (Vorstellung im Kunstmuseum Liechtenstein): Do, 26.8., 20 Uhr