Musiker:innen aus Südafrika und Kolumbien prägen den besonderen Charakter des Pforte Kammerorchesters Plus. (Foto: Aron Polcsik)
Walter Gasperi · 22. Jun 2017 · Film

Aktuell in den Filmclubs (23.6. - 29.6. 2017)

Das Filmforum Bregenz zeigt diese Woche mit „Le ciel attendra“ einen Spielfilm über junge Französinnen, die zu Dschihadisten verführt werden. Im Rohnerhaus in Lauterach läuft mit „Paula - Mein Leben soll ein Fest sein“ ein Spielfilm über die deutsche Malerin Paula Modersohn-Becker.

Le ciel attendra - Der Himmel wird warten: Mitten hinein in ihren Film wirft Marie-Castille Mention-Schaar den Zuschauer, wenn Eltern hautnah vor der Kamera in einer Selbsthilfegruppe entsetzt erklären, dass sie nichts von der Wandlung ihrer Tochter bemerkt hätten und sie doch ein intaktes und stabiles Familienleben führen würden. Packend geht es mit dem Einsatz einer Anti-Terrorgruppe weiter, die ein Einfamilienhaus stürmt und vor den Augen der geschockten Eltern die 17-jährige Sonja abführt.
In Parallelmontage erzählt Mention-Schaar nach diesem hochdramatischen Auftakt, wie schwer es nach der Haftentlassung Sonjas, die als Dschihadistin nach Syrien wollte, für ihre Eltern ist, der Tochter ihre Gesinnung auszutreiben, und andererseits, wie die 16-jährige Melanie zu dieser Gesinnung kam. Unterbrochen werden diese Erzählstränge immer wieder von Sitzungen in der Selbsthilfegruppe, in der eine Expertin Tipps gibt.
Speziell in letzteren Szenen zeigt sich rasch der didaktische Ansatz des Films, denn weniger den Eltern als vielmehr dem Zuschauer wird hier erklärt, worauf er im Verhalten seiner Kinder achten sollte, was es mit dem Dschilbab oder einem Kätzchen und einer Kalaschnikov im Internet auf sich hat.
Wie die Eltern hier nur Funktionsträger bleiben, aber trotz Besetzung mit Stars wie Sandrine Bonnaire nicht zu Charakteren werden, so dient auch Melanie der Regisseurin nur als Modell, um an ihr Schritt für Schritt durchzuexerzieren, wie die Indoktrination abläuft.
So vereinfacht – und damit letztlich auch mehr behauptet als wirklich nachvollziehbar - hier die Gehirnwäsche geschildert wird, so wichtig sind die Einblicke, die geboten werden, doch abgesehen vom Informationsgehalt bleibt letztlich eben nicht viel.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Sa 24.6., 22 Uhr


Paula – Mein Leben soll ein Fest sein:
Christian Schwochow zeichnet die 1876 geborene und 1907 verstorbene deutsche Malerin Paula Modersohn-Becker (stark: Carla Juri) nicht nur als selbstbewusste, sondern – wie der Untertitel „Mein Leben soll ein Fest sein“ schon andeutet – auch als ausgesprochen lebensfrohe junge Frau. Was die bürgerliche Gesellschaft zumindest in der Provinz im ausgehenden 19. Jahrhundert von einer Frau verlangt, wird klar, wenn sie ihr Vater auffordert entweder zu heiraten oder eine Stelle als Lehrerin anzunehmen.
Nach ersten Szenen in der Künstlerkolonie Worpswede, wo Paula mit ihrer Unangepasstheit aneckt, und ihrer Heirat mit Otto Modersohn überspringt der Film fünf Jahre. Der Schwerpunkt liegt somit auf den letzten zwei Lebensjahren, in denen Paula aus der Ehe und der Provinz ins liberalere Paris flieht, um ihre künstlerischen Träume zu verwirklichen.
So einfühlsam dieses Porträt aber auch ist, so bildschön die an Gemälde erinnernden Landschaftsaufnahmen (Kamera: Frank Lamm) auch sind, so konventionell ist „Paula“ inszeniert. In Opposition steht der Film damit zur Porträtierten selbst, die mit ihren expressionistischen Bildern neue und eigene Wege ging.
Rohnerhaus, Lauterach: Do 29.6., 19 Uhr