Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Walter Gasperi · 01. Jän 2012 · Film

Aktuell in den Filmclubs (2.1. - 8.1. 2012)

Mit Lars von Triers „Melancholia“, der im Takino Schaan läuft, und „Die Frau die singt – Incendies“ von Denis Villeneuve (Filmforum Bregenz/Metrokino Bregenz) stehen diese Woche zwei herausragende Filme des letzten Jahres auf dem Programm der Filmclubs.

Melancholia: Einen schönen Film über den Weltuntergang hat Lars von Trier versprochen und hat diese Ankündigung sogar übertroffen. Grandios ist die wortlose, etwa zehnminütige Eröffnung, in der er zur Ouvertüre von Wagners „Tristan und Isolde“ in atemberaubenden Bildern von der großen Katastrophe erzählt, die der Zusammenprall des Planeten Melancholia mit der Erde verursacht.
Doch diese Apokalypse ist nur der Hintergrund für die private Geschichte der zwei gegensätzlichen Schwestern Justine (Kirsten Dunst) und Claire (Charlotte Gainsbourg). Jeder der beiden ist ein Kapitel zugeordnet. Während im ersten die mondäne Hochzeit der depressiven Justine im Chaos endet und von Trier einerseits bissig mit bürgerlichen Festen abrechnet, gleichzeitig aber auch Thomas Vinterbergs klassisches Dogma-Film „Festen“ parodiert, fokussiert der zweite Teil ganz auf Claires Kleinfamilie und Justine. Im prachtvollen Herrensitz am Meer, in dem schon die Hochzeit stattfand, verfolgen sie den Planeten Melancholia, der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Während Justine der drohenden Katastrophe gelassen entgegen sieht und immer ruhiger wird, da die Menschen diesen Untergang ihrer Meinung nach sowieso verdient haben, reagiert die scheinbar so vernünftige Claire zunehmend panischer.
Das ist nicht nur von Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg großartig gespielt, sondern auch fantastisch inszeniert, geht von der Ouvertüre mit dem Kosmischen zum Gesellschaftlichen über und richtet den Blick schließlich ganz auf das Individuum und die Brüchigkeit psychischer Stabilität.
Takino Schaan: Mo 2.1. + Do 5.1. - jeweils 20 Uhr
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 1.2., 20 Uhr; Do 2.2., 20 Uhr; Fr 3.2., 22 Uhr
FKC Dornbirn im Dornbirner Cinema 2000: Mi 18.1., 21.30 Uhr; Do 19.1., 21.30 Uhr


Die Frau die singt - Incendies: Wajdi Mouawads Theaterstück „Verbrennungen“ diente als Vorlage, doch die Herkunft von der Bühne merkt man dem für den Auslands-Oscar nominierten Drama nie an. Mehr in Bildern als in Dialogen erzählt Denis Villeneuve, pendelt souverän zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Kanada und dem Nahen Osten.
Ausgelöst wird die Handlung durch die Verlesung eines Testaments: Die beiden erwachsenen Kinder der Verstorbenen, die vor Jahren aus dem Nahen Osten nach Quebec emigrierte, sollen ihrem Vater und einem weiteren Bruder einen Brief übergeben. Irritiert sind die Geschwister, hielten sie den Vater doch für tot und von einem Bruder wussten sie nichts. Dennoch beginnt Jeanne zu recherchieren und reist in ein nicht näher bestimmtes Land im Nahen Osten, in dem seit Jahrzehnten ein grausamer Bürgerkrieg zwischen Moslems und Christen herrscht. Schritt für Schritt deckt sie dabei die erschütternde Lebensgeschichte ihrer Mutter auf.
Ungemein konzentriert und mit großer emotionaler Wucht ist das inszeniert. Statt wie Julian Schnabel in „Miral“ Fakten abzuhaken, vermittelt Villeneuve in prägnanten und lange nachwirkenden Bildern die Auswirkungen militärischer Auseinandersetzungen auf das Individuum. Wie bei einem Puzzle fügen sich dabei sukzessive zunächst lose Einzelteile zu einer aufwühlenden Familiengeschichte, die sich an der „Ödipus“-Tragödie orientiert. Entsetzliches kommt ans Licht, doch gerade die Aufarbeitung ermöglicht auch Versöhnung.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Do 5.1., 20 Uhr; Sa 7.1., 22 Uhr
FKC Dornbirn im Dornbirner Cinema 2000: Mi 15.2., 21.30 Uhr; Do 16.2., 19.30 Uhr