"Rickerl – Musik is höchstens a Hobby" derzeit in den Vorarlberger Kinos (Foto: 2010 Entertainment / Giganten Film)
Walter Gasperi · 17. Okt 2013 · Film

Aktuell in den Filmclubs (18.10. - 24.10. 2013)

Im Takino Schaan läuft diese Woche einerseits die französische Wohlfühlkomödie „Sie sind ein schöner Mann“, anderersits in der „Architekturfilmreihe“ in Kooperation mit dem Kunstmuseum Liechtenstein Ridley Scotts Klassiker „Blade Runner“.

Sie sind ein schöner Mann: Der Tod seiner Frau trifft den Bauer Aymé (wunderbar stoisch: Michel Blanc) emotional kaum, doch der Entfall ihrer Arbeitskraft schmerzt ihn. Er geht auf Brautschau nach Rumänien, wo ihn Elena (Medeea Marinescu) durch ihre Natürlichkeit überzeugt. In ihrer Offenheit und Menschenliebe ist sie freilich auch ein Gegenpol zum gefühlskalten Ayme.
Mit trockenem Witz schildert Isabelle Mergault den Aufeinanderprall dieser konträren Typen, die jeweils aus Interessen handeln, die sie vor dem Partner geheim halten. Doch mit der Rückkehr nach Frankreich entwickelt sich „Sie sind ein schöner Mann“ zunehmend zur vorhersehbaren romantischen Komödie, in deren Mittelpunkt die Befreiung des Griesgrams aus seinem inneren Gefängnis steht.
Warmherzig und ohne Scheu vor Sentimentalitäten wird diese Geschichte einer zweiten Menschwerdung erzählt, ein Crowd Pleaser durch seinen zärtlich-humanistischen Blick, aber auch durch seine Harmlosigkeit. Denn aktuelle EU-Probleme wie die Situation der Landwirtschaft und die Migration werden zwar in sanfter Dosierung angeschnitten, doch vertieft werden sie nicht. Wohlgefühl will Isabelle Mergault verbreiten, was aber zu Verunsicherung und Beunruhigung des Zuschauers führen könnte, wird ausgespart. Und so lässt die Französin auch ihren Film in einem märchenhaften Finale enden, das einerseits wohl mehr dem Wunschdenken als der Logik verpflichtet ist, andererseits aber auch nicht dezidiert als Traum gekennzeichnet wird.
Takino Schaan: Fr 18.10., 14.30 Uhr

Blade Runner: Bei seiner ersten Aufführung im Jahre 1982 wurde Ridley Scotts Science-Fiction Film noch zwiespältig aufgenommen, doch 30 Jahre später gilt er (fast) unbestritten als stilbildender Klassiker des Genres und ästhetisch wie inhaltlich gleichermaßen aufregendes Meisterwerk.
Unerlässlich für die Handlung und zwingend mit ihr verknüpft ist die grandiose Evokation einer düsteren Großstadt: Ständig regnet es im L.A. von 2019, eine Smogglocke verhindert jeden Blick auf den Himmel, Wolkenkratzer, die in einem zwischen Klassizismus und Futurismus errichteten Stil erbaut wurden, bestimmen das Stadtbild, Müllberge türmen sich in den überbevölkerten Gassen und auf riesigen Videoschirmen, vor denen fliegende Autos vorbeigleiten, werden Konsumartikel angepriesen.
In dieser Großstadthölle, deren Schilderung von Fritz Langs "Metropolis" ebenso beeinflusst ist wie vom Film Noir der 40er Jahre, arbeitet Deckard (Harrison Ford) als Blade Runner. Dieser Detektiv der Zukunft soll vier künstlich hergestellte Menschen - sogenannte Replikanten -, die auf fernen Planeten als Sklaven arbeiteten und verbotenerweise auf die Erde zurückkehrten, jagen und - ein bloßer Euphemismus für "töten" - "in den Ruhestand versetzen".
Mit der düsteren Krimihandlung verwoben wird eine Liebesgeschichte, denn Deckard lernt während seiner Jagd Rachael kennen, die selbst ein mit allen menschlichen Eigenschaften ausgestatteter Replikant ist. - Auch für den Blade Runner stellt sich dabei bald die Frage, ob er denn selbst ein Mensch ist.
Immer intensiver werden so in diesem packenden futuristischen Thriller die philosophischen Fragen nach dem Unterschied zwischen Mensch und Maschine, nach dem Charakteristischen des Menschen und nach Freiheit und Determination formuliert. - Nicht gealtert ist "Blade Runner" im Lauf der Jahre, sondern hat angesichts der aktuellen Diskussionen über Gentechnik und Klonen an Faszination und inhaltlicher Tiefe sogar gewonnen.
Takino Schaan: Do 24.10., 18 Uhr